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Gesundheit Gesundheit: Schwangere schneidet sich den Bauch auf

09.04.2004, 08:12

Chicago/Hamburg/dpa. - Eine schwangere Frau hat sich bei vollem Bewusstsein den Bauch aufgeschnitten, um ihr Baby zur Welt zu bringen. Die 40-jährige Mexikanerin schnitt die Nabelschnur durch, verknotete sie und wurde ohnmächtig. Ihre älteste Tochter fand ihre Mutter und das Baby und arrangierte eine Autofahrt in das acht Stunden entfernt gelegene Krankenhaus. Dort nahm sich ein Arzt insgesamt 16 Stunden nach der Entbindung der klaffenden Wunde an, wie der Gynäkologe Rafael Valle von der Northwestern University School of Medicine in Chicago der dpa am Freitag berichtete. Sowohl der Mutter als auch dem Kind gehe es heute gut.

Vor den lebensgefährlichen Folgen eines solchen Selbsteingriffs warnte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Klaus Diedrich: «Ein Schnitt durch Bauch und Gebärmutter, die während der Schwangerschaft stark durchblutet ist, birgt erhebliche Risiken.» Es sei erstaunlich und zugleich erfreulich, dass Mutter und Kind überlebt hätten.

Valle nannte das Vorgehen der neunfachen Mutter «heroisch». «Ihr war klar, dass sie durch den Eingriff sterben konnte. Doch das Leben des Babys war ihr wichtiger», sagte Valle. Die Frau habe noch einmal operiert werden müssen, konnte aber nach insgesamt elf Tagen das Krankenhaus verlassen.

Der Professor hatte von einem Kollegen aus Mexiko über den Aufsehen erregenden Fall gehört und sich die Tonbänder der Gesundheitsbehörden im mexikanischen Staat Oaxaca besorgt, auf denen mehrere Interviews des Gesundheitspersonals mit der Frau aufgenommen worden waren. Nach seinen Informationen sei es weltweit das erste Mal, dass eine Frau einen selbst ausgeführten Kaiserschnitt überlebt habe.

Mangelnde medizinische Versorgung und die Angst vor erneuten Geburtskomplikationen hätten die 40-Jährige zu dieser Tat getrieben. Laut Valle trank die Frau, die in einem abseits gelegenen Dorf ohne Strom und fließendes Wasser lebt, drei kleine Schnäpse zur Beruhigung, bevor sie schließlich das Messer ansetzte. Außer Mut habe sie aber auch viel Glück gehabt, sagte der Gynäkologe, und Fehlgriffe vermieden.

Den Kaiserschnitt beschreiben Valle und mexikanische Kollegen in der Märzausgabe des «International Journal of Gynecology and Obstetrics» (Bd. 84, S. 287).