Gesundheit Gesundheit: Gefahr durch UV-Strahlen größer als angenommen

München/Hamburg/dpa. - Kaum ist das lang ersehnte schöne Wetterda, schon treten die Warner auf den Plan. Sonnenbrände schädigen dieHaut und erhöhen das Krebsrisiko, heißt es von Ärzten und Behörden.Für viele Menschen kann die UV-Strahlung und damit dieSonnenbrandgefahr einer neuen Studie zufolge sogar größer sein alsbislang angenommen. Die Stärke der Strahlung werde bei den bisherigenErmittlungen der UV-Index-Werte häufig unterschätzt, sagt PeterHöppe, der gemeinsam mit Kollegen von der Ludwig-Maximilians-Universität-München in einer dreijährigen Studie mit eineralternativen Messmethode arbeitete.
Der international gültige UV-Index ist Ausdruck für diesonnenbrandwirksame UV-Strahlung bezogen auf eine horizontale Fläche.Die Strahlungsstärke könne jedoch leicht doppelt so hoch sein, wievom Index angezeigt, sagt der Wissenschaftler. So lasse dieMessmethode die Belastung bei tief stehender Sonne - wie besondershäufig in nördlichen Ländern der Fall - weitgehend unberücksichtigt.
Seine Kritik: Der Index vernachlässige die Wirkung der Strahlenauf vertikale Flächen - wie zum Beispiel auf stehende, laufende oderwandernde Menschen. Unterschätzt werde damit auch das Risiko fürbestimmte Berufsgruppen, wie etwa im Freien arbeitende Bauarbeiter.Körperpartien wie Gesicht, Nacken oder Dekolleté bekämen oft mehrStrahlung ab, als der Indexwert vermuten ließe, bestätigt HenningStaiger, Medizin-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD) inFreiburg. Als klassische Sonnenterrassen gelten bislang Kopf,Schultern oder Nasenrücken.
«Das Problem ist, dass der UV-Index sich auf weltweit gemesseneWerte bezieht und damit sowohl für subtropische als auch fürnordische Länder gleichermaßen gilt», sagt Höppe, der jetzt Leiterder Geo Risikoforschung bei der Versicherung Münchener Rück ist. Inskandinavischen Ländern, in denen die Sonne häufig tief stehe, habees bereits Überlegungen gegeben, den Index für ihre Länder umvertikale Flächenmessungen zu ergänzen.
Nach wie vor ist die Dichte der Ozonschicht der Hauptfaktor fürdie Stärke der ultravioletten Strahlung. Aber auch Wolken, Dunst undeben der Sonnenstand beeinflussten diesen Wert, erläutert PeterWinkler, Leiter des meteorologischen Observatoriums Hohenpeißenberg.Wie empfindlich der Einzelne auf die Strahlung reagiere, hänge zudemstark vom Hauttyp ab. «Der sonnenungewohnte, hellhäutige Blonde kannbei einem Wert von 7 bereits nach wenigen Minuten einen Sonnenbrandbekommen; der dunkle Typ entsprechend später», sagt Winkler. Der UV-Indexwert kann über die Homepage des Deutschen Wetterdienstes (DWD)abgerufen werden. Eine telefonische Beratung gibt zudem Empfehlungen,wie lange man höchstens in der Sonne bleiben sollte.
Die Wissenschaftler um Peter Höppe werteten in ihrer dreijährigenStudie die Strahlung aus, die auf unterschiedlich geneigteOberflächen traf. Die Studie entstand im Rahmen des BayerischenForschungsverbundes BayForUV. Zudem konstruierten sie am Computer dasdreidimensionale Modell des menschlichen Körpers und simulierten dieStrahlungseinwirkungen bei unterschiedlicher Sonnenstellung undPosition des Körpers. Höppe: «In vielen Fällen unterschätzenDermatologen diese Gesamteinwirkung».