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Gesellschaft Gesellschaft: Schönheits-Wettbewerb für Behinderte in Hannover

Von Karen Metzger 06.09.2005, 13:35
Schülerin Cosma Will und Bürokaufmann Steven Hoffmann, beide querschnittsgelähmt, jubeln am Montag (05.09.2005) im GOP Variete in Hannover nach ihrem Sieg beim Finale des «Beauties in motion»-Contests für Menschen im Rollstuhl. (Foto: dpa)
Schülerin Cosma Will und Bürokaufmann Steven Hoffmann, beide querschnittsgelähmt, jubeln am Montag (05.09.2005) im GOP Variete in Hannover nach ihrem Sieg beim Finale des «Beauties in motion»-Contests für Menschen im Rollstuhl. (Foto: dpa) dpa

Hannover/dpa. - Jede Pose zählt bei «beauties inmotion», dem bundesweit einzigen Schönheits-Wettbewerb für Menschenim Rollstuhl. Beim Finale in Hannover wird der 30-Jährige ausOldenburg am Montagabend zum zweitschönsten Mann gekürt. Der Siegerist Bürokaufmann Steven Hoffmann aus Herzogenaurach. Die schönste derFrauen ist an diesem Abend die Schülerin Cosma Will aus München vorKatrin Macht aus Bamberg.

«Behinderte werden oft in ihrer Geschlechtlichkeit nichtwahrgenommen. Der Wettbewerb soll zeigen, dass auch Menschen imRollstuhl sehr attraktiv sein können», sagt Renate Weidner vomVeranstalter Partizip. Der Verein ist im Veranstaltungs- undFortbildungsbereich für behinderte Menschen aktiv und hat imvergangenen Jahr den Wettstreit ins Leben gerufen. Beim ersten Malkämpften nur Frauen um den Titel, in diesem Jahr waren auch Männermit dabei. Insgesamt gab es fast 160 Bewerbungen, 12 Kandidaten kamenin die Endrunde.

Zwei Auftritte müssen die Finalisten absolvieren, einen insportlich-legerer Kleidung, den anderen in festlicher Abendgarderobe.«Egal wie es ausgeht, ich habe eigentlich schon gewonnen. Es machthier so viel Spaß, und ich bin viel selbstbewusster geworden», meintMarie Kühn (23) aus Stuttgart schon vor dem Wettbewerb. Ihr ist eswichtig zu vermitteln, dass man auch im Rollstuhl gut leben kann.Carsten Ohle aus der Wedemark bei Hannover rollt mit einem ähnlichenAnliegen auf die Bühne. «Meine Botschaft an andereQuerschnittsgelähmten lautet: Macht was aus Eurem Leben. Wir sindschon eingeschränkt, und was wir machen können, das müssen wirwahrnehmen», sagt der 37-Jährige.

Für Nina Wortmann aus Lippstadt war die Teilnahme an demWettbewerb im vergangenen Jahr auch ohne Titel ein Sprungbrett. «Ichhatte schon mehrere Aufträge, und der Erfolg reißt nicht ab», sagtdie 24-Jährige. Diesmal saß sie zusammen mit dem amtierenden «MisterGermany» Marco Albat aus Hannover in der fünfköpfigen Jury.

«Wir wollen den Bereich der behinderten Models in Deutschland nochweiter ausbauen», sagt die Organisatorin Weidner. Für gewöhnlich gebees leider noch sehr viele Berührungsängste. Die meisten in derBranche dächten, es sei zu aufwendig und kompliziert, mit behindertenMenschen zu arbeiten.

«Ich halte so einen Wettbewerb für durchaus sinnvoll, um diegängigen Rollenzuweisungen zu durchbrechen», sagt derBehindertenbeauftragte des Landes Niedersachsen, Karl Finke. Obwohlsich die Akzeptanz von behinderten Menschen in der Gesellschaft inden vergangenen zehn Jahren stark gebessert habe, gebe es dochvielfach den Eindruck, sie seien nur zurückhaltend, ruhig und sanft.Deshalb sieht Finke auch ein Problem: «Wenn Behinderte soselbstbewusst auftreten und nicht mehr in das traditionelle Rasterpassen, wird ihnen ihre Behinderung oft aberkannt.»