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Gesellschaft Gesellschaft: «Club der Hässlichen» gegen die Welt der Schönen

24.10.2005, 09:12
Club-Gründer Harald Gaspar steht am Donnerstag (13.10.2005) in Hamburg vor einem Plakat des «Club der Hässlichen». (Foto: dpa)
Club-Gründer Harald Gaspar steht am Donnerstag (13.10.2005) in Hamburg vor einem Plakat des «Club der Hässlichen». (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Die Beauty-Geheimnisse der Stars interessieren dieFrauen und Männer im «Club der Hässlichen» nicht mehr. Sie alle haben lange unter ihrem Äußeren gelitten - einer großen Nase, fliehendemKinn oder kleinem Busen - und versucht, zu kaschieren, was sie füreinen Makel hielten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit sie sich derneuen Hamburger Bewegung jenseits des Schönheits-Wahns angeschlossenhaben, gilt für sie das Motto «Herrlich hässlich».

So heißt auch das Buch der Club-Gründer Regina (39) und HaraldGasper (41), die darin begründen wollen, «warum die Welt nicht denSchönen gehört». Beide fanden sich insbesondere als junge Menschen«hässlich», dann zueinander und später zu einem gesundenSelbstbewusstsein. Der 41-Jährige ist inzwischen Kreativ-Direktor ineiner großen Werbeagentur, seine Frau Journalistin.

Im «Mekka der Hässlichen», dem italienischen Alpendorf Piobbico,holten sich die beiden vor einem Jahr die Anregung für Deutschlandsersten «Club der Hässlichen». In dem Bergdorf reicht die Traditiondes «Club dei Brutti» bis ins 17. Jahrhundert zurück. Schon damalsveranstalteten die Väter weniger schöner Töchter ein Fest, um ältereJungfern und Junggesellen der Nachbardörfer zusammen zu bringen. Endeder 70er Jahre wurde die Tradition wieder belebt - mit Erfolg. «Biszu 3000 Menschen kommen jährlich zum Fest der Hässlichen in dieBerge», erzählt Gasper.

Beim ersten Treffen des deutschen Ablegers Anfang Oktober inHamburg waren es es immerhin rund 100 Leute - davon sind inzwischen40 schon Mitglied - die meisten zwischen 30 und 40 Jahre alt. DerClub-Gründer ist zuversichtlich, «dass wir bald viele sind». Zumnächsten Treffen im November haben sich neue Interessenten angesagt.

Das Thema ist den Gaspers ernst. Im Club sei jeder willkommen, dersich nicht schön findet und darunter leidet. Viele Menschen mitangeblichen äußeren Defiziten neigen nach den Worten des 41-Jährigendazu, sich zu verkriechen. «Dabei müssen gerade die Hässlichen aktivwerden», sagt der hoch gewachsene Club-Gründer, der eigentlich keinesichtbaren Mängel hat. Nicht schön im Sinne der Werbung zu sein, seioft Ansporn, etwas Besonderes zu leisten. Voraussetzung dafür, Ideenauch in die Tat umzusetzen, sei aber genügend Selbstbewusstsein.«Dazu soll der Austausch im Club beitragen», sagt Gasper.