Gedenken an Giftgas-Katastrophe in Bhopal
Neu Delhi/dpa. - Zum 25. Jahrestag der Giftgaskatastrophe in der zentralindischen Stadt Bhopal wollen Bürgerrechtler und Überlebende heute an das Ereignis erinnern. Mindestens 15 000 Menschen starben damals an den Folgen des Unglücks.
Geplant ist unter anderem eine Kundgebung vor der ehemaligen Pestizidfabrik des US-Konzerns Union Carbide, aus der am 3. Dezember 1984 etwa 40 Tonnen hochgiftiges Methylisocyanat (MIC) ausgetreten waren. Die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass in den 72 Stunden nach dem Unglück etwa 8000 Menschen zu Tode kamen. Mehr als 15 000 weitere starben bis heute an den Spätfolgen. Bhopal gilt als größte Industriekatastrophe der Geschichte.
Bereits am Mittwoch gedachten die Abgeordneten des indisches Oberhauses in Neu Delhi der «menschlichen Tragödie beispiellosen Ausmaßes». Der indische Vizepräsident Hamid Ansari erklärte, es sei die Pflicht der Politik, die Überlebenden von Bhopal zu unterstützen
Bürgerrechtler werfen der Regierung dagegen vor, zu wenig für die Betroffenen zu tun. Union Carbide und Neu Delhi hatten sich bereits 1989 auf eine finanzielle Entschädigung von insgesamt 470 Millionen Dollar verständigt. Die danach geleisteten Einmalzahlungen in Höhe von umgerechnet wenigen hundert Euro pro Opfer seien aber völlig unzureichend, sagte Rachna Dhingra von der Internationalen Kampagne für Gerechtigkeit in Bhopal (ICJB) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mindestens 100 000 der etwa 500 000 Menschen, die mit dem Gas in Berührung gekommen seien, litten heute an chronischen Erkrankungen und bräuchten langfristige Hilfe.
Auch das Werksgelände sei noch nicht von Chemieabfällen gereinigt worden, was zu neuen Probleme führe, so Chingra. «Im Umfeld der Fabrik müssen etwa 30 000 Menschen vergiftetes Wasser trinken.» Überdurchschnittlich viele Kinder kämen dort mit Geburtsfehlern auf die Welt. Erwachsene klagten über schwere gesundheitliche Probleme.
Das Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu Delhi veröffentlichte am Dienstag eine aktuelle Studie und warnte vor den anhaltenden Gefahren in Bhopal. «Unsere Tests zeigen, dass der Anteil von Pestizidrückständen in Boden und Grundwasser auf dem Fabrikgelände und in den angrenzenden Wohnvierteln bis zu 40 Mal höher als im indischen Durchschnitt ist», sagte CSE-Direktorin Sunita Narain der Nachrichtenagentur IANS. «Das Ergebnis zeigt, dass das Gebiet weiterhin hochgradig kontaminiert ist.»