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Martinsgänse Gänsebraten bleibt teuer – Sorge vor Vogelgrippe

Gänsehalter starten mit gemischten Gefühlen in die Schlachtsaison: stabile Preise, teure Haltung – und die Sorge, dass ein Virus alles gefährden könnte.

Von dpa 23.10.2025, 04:00
Zuchtgänse sind in der Herbst- und Weihnachtszeit gefragt. (Archivfoto)
Zuchtgänse sind in der Herbst- und Weihnachtszeit gefragt. (Archivfoto) Matthias Bein/dpa

Altengönna/Erfurt - Bei Thüringens Gänsehaltern wächst zu Beginn der Schlachtsaison die Sorge vor der derzeit grassierenden Vogelgrippe. Eine weitere Ausbreitung der Geflügelpest, die umgangssprachlich auch Vogelgrippe genannt wird, hätte einen enormen wirtschaftlichen Schaden, der auch existenzbedrohend werden könnte, sagte der Geschäftsführer der Gönnataler Putenspezialitäten, Stefan Lüdke, der Deutschen Presse-Agentur. 

Vor dem Martinstag beginnt traditionell die Schlachtsaison für Gänse. Der Betrieb in Altengönna bei Jena ist einer der größten Gänsemäster im Freistaat. Bis kurz vor Weihnachten werden dort laut Lüdke rund 10.000 Tiere für den Festbraten geschlachtet.

Wachsame Geflügelhalter

Die Geflügelpest ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten rasch tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Nach bestätigten Vogelgrippe-Fällen bei Kranichen am Stausee Kelbra an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen gilt in beiden Ländern eine Stallpflicht für Geflügelhalter. Fälle der Geflügelpest wurden inzwischen auch bei toten Kranichen und einem Kormoran in den Kreisen Nordhausen, Sömmerda und im Unstrut-Hainich-Kreis bestätigt. Zudem sind vier Geflügelhaltungen im Landkreis Greiz mit insgesamt rund 1.500 Tieren betroffen.

Das aktuelle Seuchengeschehen sollte nicht unterschätzt werden, hieß es vom Thüringer Bauernverband. Dennoch werde für Thüringen - vorbehaltlich der strikten Einhaltung der angeordneten Schutzmaßnahmen - nicht mit einer flächendeckenden Ausbreitung gerechnet. Zudem erwartet der Bauernverband keine spürbaren Engpässe beim Verkauf von Weihnachtsgeflügel.

Gänsebraten bleibt teuer

Martins- und Weihnachtsgänse aus heimischer Zucht und mit ausgezeichneten Haltungsstandards werden nach Einschätzung des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft zum Vorjahrespreis verkauft. Grundsätzlich müssten die deutschen Erzeuger aufgrund diverser Kostensteigerungen aber deutlich höhere Preise aufrufen, erklärte Katharina Standke vom Zentralverband. „Wir bewegen uns bereits auf hohem Niveau.“ 

Für die nächsten Jahre sei zu erwarten, dass aufgrund der kommenden Mindestlohnsteigerungen 2026 und 2027 erneut deutliche Preissteigerungen umgesetzt werden müssten, so Standke. Aus Deutschland kommen nach Verbandsangaben nur etwa 15 bis 20 Prozent der hierzulande verkauften Ware. Das Gros werde aus dem Ausland – etwa aus Ungarn und Polen – importiert. 

Tradition mit Preisetikett

Die Gänsesaison beginnt traditionell ab dem 1. November. Zehn Tage später, am 11. November, steht der Martinstag an. In vielen Haushalten kommt dann der erste Gänsebraten des Jahres auf den Tisch. Als zweite wichtige Absatzzeit für die Produzenten gilt Weihnachten. 

Beim Restaurantbesuch muss für das Gansessen tief in die Tasche gegriffen werden. Der Einkaufspreis für eine frische Gans aus deutscher Erzeugung liege zwischen 18 und 22 Euro, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Thüringen (Dehoga), Dirk Ellinger. „Qualität hat ihren Preis und die Gastwirte haben keine andere Chance, als diesen weiterzugeben.“

Bei der Tierseuchenkasse sind 2025 in Thüringen insgesamt 4,6 Millionen Stück Geflügel gemeldet - davon 64.000 Enten und Gänse sowie 1,4 Millionen Hühner und Puten.