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Todesfall Frühere Justizsenatorin Peschel-Gutzeit gestorben

Sie war Juristin, kämpfte für Gleichstellung und regierte gleich in zwei Bundesländern mit. Nun ist Lore Maria Peschel-Gutzeit gestorben.

Von dpa Aktualisiert: 04.09.2023, 18:26
Die Länder-Justizminister (l-r) Ulrich Goll (Baden-Württemberg), Lore Maria Peschel-Gutzeit (Hamburg), Alfred Sauter (Bayern) und Steffen Heitmann (Sachsen) 1999.
Die Länder-Justizminister (l-r) Ulrich Goll (Baden-Württemberg), Lore Maria Peschel-Gutzeit (Hamburg), Alfred Sauter (Bayern) und Steffen Heitmann (Sachsen) 1999. Rolf Haid/dpa

Berlin - Die ehemalige Justizsenatorin in Hamburg und Berlin, Lore Maria Peschel-Gutzeit, ist tot. Die frühere SPD-Politikerin sei am vergangenen Samstag in Berlin gestorben, teilte ein Sprecher der Berliner SPD am Montag unter Berufung auf die Anwaltskanzlei Peschel-Gutzeit, Fahrenbach & Breuer mit. Sie wurde 90 Jahre alt. Zuvor hatte „Bild“ berichtet.

Peschel-Gutzeit amtierte von 1991 bis 2001 als Justizsenatorin der beiden Stadtstaaten, zuerst in Hamburg, dann in Berlin und dann wieder in Hamburg. Zuvor arbeitete sie mehr als drei Jahrzehnte von 1960 bis 1991 als Familienrichterin in Hamburg, wo sie 1984 erste Senatspräsidentin am Hanseatischen Oberlandesgericht (OLG) wurde.

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Die promovierte Juristin Peschel-Gutzeit galt als Expertin für Familien- und Kindschaftsrecht. Sie prägte auch ein Stück deutscher Rechtsgeschichte: Bereits 1968 trat die von ihr initiierte „Lex Peschel“ in Kraft. Das Gesetz ermöglichte es Beamtinnen, aus familiären Gründen in Teilzeit zu arbeiten oder Familienurlaub zu nehmen, ohne aus ihrer Berufstätigkeit ausscheiden zu müssen.

Die Landesvorsitzenden der Hamburger SPD, Melanie Leonhard und Nils Weiland, sprachen der Familie ihre Anteilnahme aus und betonten, „mit Lore Maria Peschel-Gutzeit verlieren wir eine bedeutende Juristin und unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Frau“. Als erste Senatspräsidentin am Oberlandesgericht und Hamburger Justizsenatorin habe sie weit über die Hansestadt hinaus gewirkt. „Vieles von dem, was sie gegen Widerstände durchgesetzt hat, ist heute selbstverständlich und nicht mehr wegzudenken, wie etwa das Recht auf Teilzeitarbeit und Familienurlaub.“

Peschel-Gutzeit engagierte sich viele Jahre im Deutschen Juristinnenbund, war von 1977 bis 1981 dessen Vorsitzende. Nach ihrer politischen Karriere arbeitete sie in Berlin als Anwältin. 2019 gründet sie die Kanzlei für Familien- und Erbrecht Peschel-Gutzeit, Fahrenbach & Breuer am Berliner Kurfürstendamm, wo sie bis zuletzt arbeitete.

Peschel-Gutzeit setzte sich zeit ihres Lebens für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein. 2012 erschien ihr Buch „Selbstverständlich gleichberechtigt“, das sie als „autobiografische Zeitgeschichte“ beschrieb.

Im Jahr 2020 erzählte sie in einem Interview des Deutschlandfunks, sie habe 1991 aus der Zeitung erfahren, dass sie in Hamburg Justizsenatorin im Senat des Ersten Bürgermeisters Henning Voscherau (SPD) werden solle. Mit ihr habe zuvor niemand darüber gesprochen. „So was macht man mit einem Mann nicht. Aber bei einer Frau sagte man sich, die wird es schon machen“, so Peschel-Gutzeit. Sie machte es.