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Freikörperkultur Freikörperkultur: Psychiater sieht FKK aus der Mode gekommen

28.06.2012, 09:39

Bad Säckingen/Berlin/dapd. - Fans der Freikörperkultur (FKK) müssen weiter gegen massive Vorurteile kämpfen. „Nacktsein an sich ist nichts, was wir als normal empfinden“, sagte der Leiter des Bereichs Sexualmedizin bei der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde, Michael Berner, im dapd-Interview. „Wir bekommen das Angezogensein beigebracht. Kulturell ist es unserer Gesellschaft anerzogen worden, dass Menschen die Hüllen erst fallen lassen, wenn sie einander nahe kommen.“

Zudem werde von Skeptikern eine sexuelle Komponente ins Spiel gebracht. „Viele Menschen meinen, dass FKKler ein ganz anderes Verhältnis zur Sexualität haben, beziehungsweise eher im Sinne eines Exhibitionismus sich zur Schau stellen wollen“, sagte Psychiater Berner weiter. Dabei sei es so, dass angezogene Körper in einem weit höheren Maße als aufreizend wahrgenommen werden könnten als nackte Körper.

Die Freikörperkultur werde von den Praktizierenden traditionell entweder als Lebensgefühl der Natürlichkeit und Ungezwungenheit verstanden, oder als Protest, um sich von Dingen freizumachen. Diese Lebenseinstellung sei „ein wenig aus der Mode gekommen, weil unsere Gegenwart nur noch sehr wenig Tabus kennt“, fügte Berner, der Ärztlicher Direktor der Rhein-Jura Klinik in Bad Säckingen (Baden-Württemberg) ist, hinzu.

Die Nacktheit beim Baden werde nicht mehr dazu eingesetzt, um gegen Schranken anzugehen. „Bei der jungen Generation ist Nacktbaden eher ein alter Hut.“