70.000 Menschen betroffen Frankfurt am Main vor Rekord-Evakuierung wegen Fliegerbombe

Frankfurt - Frankfurt erwartet wegen einer britischen Luftmine mit 1,4 Tonnen Sprengstoff die größte Evakuierung der deutschen Nachkriegsgeschichte. Experten wollen die wegen ihrer Sprengkraft auch „Wohnblockknacker“ genannte Riesenbombe am Sonntag entschärfen. Bis zu 70.000 Menschen müssen die Behörden dafür in Sicherheit bringen, teils muss auch der Luftraum gesperrt werden.
Aktuell geht nach Einschätzung des Kampfmittelräumdienstes keine Gefahr von dem Blindgänger aus, wie Polizei und Feuerwehr am Mittwoch mitteilten. Die Bomben-Entschärfung in Frankfurt soll am frühen Sonntagmorgen beginnen und wird voraussichtlich bis in den späten Nachmittag dauern.
Mehrere Krankenhäuser und Schulen in Sperrzone
Sämtliche Gebäude in einem Umkreis von rund 1,5 Kilometer müssen voraussichtlich vorsorglich geräumt werden. Dazu gehören neben dem Frankfurter Polizeipräsidium auch der Hauptsitz des Hessischen Rundfunks sowie einige Krankenhäuser, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch einige Schulen liegen in der Sperrzone, sie sind aber zumindest am Sonntag ohnehin geschlossen.
Ob die Bombenentschärfung auch Auswirkungen auf den Luftverkehr über Frankfurt hat, ist nach Angaben der Deutschen Flugsicherung in Langen noch unklar. Das hänge auch von den Windverhältnissen am Sonntag ab. Im Anflug auf den größten deutschen Flughafen überquerten Flugzeuge nur bei Ostwind das Gebiet über dem Fundort der Bombe.
Bombe liegt auf Uni-Campus
Die 1,8 Tonnen schwere Luftmine war bereits am Dienstag während Bauarbeiten am Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität entdeckt worden. Der mit der Untersuchung des Geländes beauftragte Kampfmittelräumdienst hatte die Luftmine HC 4000 mit dünner Außenhaut gefunden. Die Polizei bezifferte die Sprengkraft auf rund 1,4 Tonnen.
Evakuierung in Hannover im Mai 2017
Als bisher größte Evakuierung der Nachkriegszeit gilt eine Bombenentschärfung Ende 2016. Damals mussten in Augsburg rund 54.000 Menschen raus aus ihren Wohnungen. Grund war eine Luftmine desselben Typs wie sie jetzt in Frankfurt gefunden wurde. Im Mai 2017 wurden in Hannover 50.000 Anwohner in Sicherheit gebracht, weil drei Fliegerbomben unschädlich gemacht werden mussten.
Nach Darstellung des beim Regierungspräsidium Darmstadt angesiedelten Kampfmittelräumdienstes sieht die Luftmine vom Typ HC 4000 aus wie ein großer Boiler und hat drei Kopfzünder. Ein Entschärfer habe die Luftmine begutachtet. Die Polizei bewacht bis zur Entschärfung den Fundort der Bombe.
Luftminen sollen Fenster und Dächer zerstören
Die Alliierten hatten während des Zweiten Weltkriegs derartige Luftminen über Deutschland abgeworfen. Diese sollten mit ihrer Sprengkraft eine enorme Druckwelle erzeugen und großflächige Zerstörungen verursachen. Jede Bombe sollte auf einer Fläche von mehreren Quadratkilometern Fenster und Türen zerstören und Dächer abdecken.
Ziel war es dabei, dass die nachfolgenden Flugzeuge mit ihren Brandbomben in den bereits beschädigten Häusern eine noch größere Zerstörung verursachen können. (dpa)