Fotos aus der DDR Fotos aus der DDR: So amüsierte sich Ost-Berlin in den Achtzigern

Berlin - Man kann ja vieles an der DDR kritisieren, aber feiern konnte sie: An die 5000 Feste soll es hier jährlich zwischen Ostsee und Thüringer Wald gegeben haben. 1. Mai, Frauentag, Tag der NVA, daneben unzählige Sport-, Haus- und Straßenfeste.
Offizielle Anlässe, sich zu vergnügen, gab es viele. Und mindestens genau so viele inoffizielle. Auch wenn die DDR-Oberen versuchten, das Vergnügen zu lenken und die Bevölkerung zu Zwangsveranstaltungen wie der 1. Mai-Demo schickten, wurde sich in der DDR köstlich amüsiert - fernab von Partei, Arbeitskollektiv oder Pioniernachmittag.
Unser Rückblick gibt einen Eindruck der sozialistischen Fest- und Vergnügungskultur in Ost-Berlin:
Der 1. Mai
Für die SED-Führung war der 1. Mai der wichtigste Feiertag der DDR, für die meisten Berliner eine reine Pflichtveranstaltung. Alle Schüler und Werktätigen wurden dazu verdonnert, im Kollektiv beim „Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen“ mitzumaschieren. Auf der Paradestrecke, der Karl-Marx-Allee, marschierten Soldaten und präsentierten Panzer. Pioniere sangen Lieder wie „Mit fliegenden Fahnen zieh'n wir in den Mai", Kindergartenkinder malten die Aufmärsche mit den roten Fahnen.
Internationaler Frauentag
Anders als in der BRD, wurde in der DDR nicht der Muttertag gefeiert, sondern der Internationale Frauentag. Der 8. März sollte an den Kampf der Frauen um Teilhabe und Gleichberechtigung erinnern. Da 92 Prozent der DDR-Frauen berufstätig waren, wurde hauptsächlich in den Betrieben gefeiert. Ehemänner, Kinder und Kollegen waren angehalten, einmal im Jahr die Ehefrau, „Mutti“ und Arbeitskollegin zu entlasten. Dazu gab es Festveranstaltungen in Kulturhäusern, wo ordentlich gepichelt wurde.
Tag der Nationalen Volksarmee
Kurz vor dem Frauentag wurde jährlich am 1. März der Tag der Nationalen Volksarmee gefeiert. Berliner Kinder malten wochenlang Bilder für die Soldaten und übten Lieder und Gedichte ein. Am 1. März besuchten Kindergarten- und Jungpioniergruppen NVA-Soldaten in deren Kasernen, überreichten Bilder und führten das kleine Kulturprogramm auf. Im Anschluss gab es einen Schlag Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.
Sex und Saufen
„Sex und Saufen“ heißt ein Aufsatz des bekannten Ost-Berliner Fotografen Harald Hauswald, der mit seiner Kamera die schmuddeligen Ecken Berlins, also den echten Osten, aufsuchte. „Sex und Saufen" fand auch auf staatlich geförderten Feiern wie Freundschaftstreffen, Jugendfestspielen und Frauentagsfeiern statt.
Die verliefen oft nicht so linientreu wie vielleicht geplant, sozialistische Moralvorstellungen blieben außen vor. Während es in den Obst-, Gemüse- und Fleischauslagen der Läden eher mau aussah, gab es im Regal für Hochprozentiges keinen Mangel. Am Herrentag stolperte man schon am Morgen über die ersten Schnapsleichen und am Frauentag kicherten angeschickerte Arbeiterinnen in der S-Bahn um die Wette.
Weiter geht es mit dem Plänterwald, der ostdeutschen Datschenkultur und Zonenfußball.
Vergnügungspark Plänterwald
Der größte und einzige Vergnügungspark der DDR war der Kulturpark Plänterwald. Jährlich besuchten ihn etwa 1,7 Millionen Besucher. Besonders beliebt war das Riesenrad. Es gab sogar eine gleichnamige Kinderserie, die sehr erfolgeich im DDR-Fernsehen lief: „Spuk unterm Riesenrad". Heute ist der Park weitgehend verfallen.
Unterhaltungsshows im DDR-Fernsehen
Für jedes Alter produzierte das DDR-Fernsehen Unterhaltungssendungen. Kinder sahen "Mach's mit, mach's nach, mach's besser", "Flimmerstunde" oder "Hoppla". Helga Hahnemann war Dauergast im "Kessel Buntes", der großen Samstagabendshow auf DDR1, aufgezeichnet meist im Berliner Friedrichstadtpalast. Darüber hinaus gab es Sendungen wie "Treff mit O.F.", den "Wunschbriefkasten" oder "Außenseiter-Spitzenreiter "– Unterhaltung made in GDR.
Datschen und Laubenpieper
Der ostdeutsche Kleingarten galt als Parzelle des Glücks. In allen Ostberliner Stadtteilen gab es Kleingartenkolonien. Viele Berliner hatten auch im Brandenburger Umland ihre Datschen, manche fuhren sogar bis zur Ostsee. In den Schrebergärten mischte sich alles. Staatskritische DDR-Bürger zogen sich hierhin zurück, um wenigstens am Wochenende dem DDR-Alltag zu entfliehen. Parteimitglieder zogen Gurken und pflanzten Tomaten. Unpolitische stellten Planschbecken für Kinder und Enkel auf. Auch hier wurde - wie überall - viel gefeiert.
Zonenfußball
Die rivalisierenden Clubs in Ost-Berlin waren der 1. FC Union und der BFC Dynamo. Die Feindschaft wurde gepflegt. Es gab Union-Fans und BFC-Fans, die teilweise ein ziemlich radikales Fanleben führten. Es kam zu Schlägereien, fremde Fanblocks wurden gestürmt, die Auswärtsfahrten waren beliebte Möglichkeiten, gezielt gegenerische Fans und Ordnungskräfte anzugreifen und so auch dem DDR-Alltag zu entfliehen.