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Absturz in Kolumbien Flugschreiber und Stimmrekorder gefunden: Einsatzkräfte finden Flugdatenschreiber der in Kolumbien abgesürtzten Maschine am Unglücksort

29.11.2016, 21:14
Einsatzkräfte untersuchen das Wrack der abgestürzten Maschine.
Einsatzkräfte untersuchen das Wrack der abgestürzten Maschine. EFE

La Unión - Nach dem Flugzeugabsturz in Kolumbien mit mehr als 70 Toten sind die beiden Flugschreiber der verunglückten Maschine geborgen worden. Die Einsatzkräfte am Unfallort fanden den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder, wie die örtliche Regierung sowie Vertreter der Luftfahrtbehörde am Dienstag mitteilten. Unklar blieb zunächst, wie lange die Auswertung des auf den Geräten aufgezeichneten Materials dauern würde.

Bei dem Absturz in der Nacht zum Dienstag in Kolumbien starben nach vorläufigen Angaben 75 Menschen, sechs Insassen überlebten das schwere Unglück. An Bord der Maschine war fast die gesamte Mannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten Chapecoense. Die Sportler waren auf dem Weg zum Hinspiel des Finales um den Südamerika-Cup gegen den kolumbianischen Rivalen Atlético Nacional.

„Trauriger Tag für den Fußball“

Der südamerikanische Fußballverband Conmebol sagte das Finale ab. Atlético Nacional schlug vor, den Titel 2016 Chapecoense zuzusprechen. „Es ist ein trauriger Tag für den Fußball“, sagte der Präsident des kolumbianischen Vereins, Juan Carlos de la Cuesta.

Nach dem Absturz wollen brasilianische Erstligateams zudem Sonderrechte für den Club durchsetzen. Traditionsclubs wie Corinthians, Meister Palmeiras und der frühere Pelé-Club Santos starteten eine Initiative, die das kostenlose Leihen von Spielern in der Saison 2017 vorsieht, außerdem soll der Club Chapecoense drei Jahre lang nicht absteigen.

Treibstoffmangel könnte Grund für Absturz sein

Ein Grund für den Absturz könnte Treibstoffmangel gewesen sein, sagte der Direktor von Kolumbiens Luftfahrtbehörde, Alfredo Bocanegra. Widersprüchliche Angaben zu den Opfern verunsicherten die Angehörigen. „Jeder sagt was anderes. Mein Herz ist verzweifelt“, sagte die Mutter des Torwarts Danilo dem Portal „Uol“. Nach einem Linienflug von São Paulo nach Santa Cruz in Bolivien war die Maschine von dort in Richtung Medellín gestartet. In der Maschine waren auch rund 20 Journalisten, die über das Final-Hinspiel berichten wollten. Insgesamt waren 81 Menschen beim Charterflug nach Kolumbien an Bord.

Die Copa Sudamericana ist nach der Copa Libertadores der wichtigste Fußball-Clubwettbewerb in Südamerika und vergleichbar mit der Europa League. Das Erreichen des Finals war der bisher größte Erfolg des 1973 gegründeten Teams aus der Stadt Chapecó im südbrasilianischen Bundesstaat Santa Catarina. 1995 spielte auch der spätere Bundesliga-Profi und Nationalspieler Paulo Rink hier. „Das ist eine Riesenkatastrophe. Der Verein ist ja jetzt praktisch ausgelöscht, wenn so viele Spieler nicht mehr da sind“, sagte er der „Rheinischen Post“. Noch 2009 hatte der Provinzclub in der vierten Liga gespielt.

Dreitägige Staatstrauer in Brasilien

Der brasilianische Staatspräsident Michel Temer ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. „Ich möchte in dieser traurigen Stunde, die die Tragödie für Dutzende Familien bedeutet, mein Mitgefühl aussprechen“, teilte Temer mit. Man werde alles Mögliche tun, um den betroffenen Familien zu helfen. An Bord waren 72 Passagiere sowie neun Besatzungsmitglieder. Zu den Geretteten sollen Abwehrspieler Alan Ruschel und eine Stewardess gehören. Die Gegend war wegen Nebels zunächst nur auf dem Landweg zu erreichen, nicht aus der Luft.

Chapecoense war erst 2014 in die erste Liga Brasiliens aufgestiegen. Der Absturz des Flugzeugs löste große Anteilnahme in der Fußballszene aus. Trauerschleifen, die das Wappen des Clubs umgeben, wurden auf Twitter veröffentlicht. Der FC Bayern teilte mit: „Der FCBayern gedenkt der Opfer und Angehörigen des Flugzeugabsturzes in Kolumbien.“ Auch der brasilianische Superstar Neymar, Argentiniens Lionel Messi und Englands Wayne Rooney reagierten bestürzt. Messi war nach dem WM-Qualifikationsspiel in Brasilien (0:3) am 11. November noch selbst mit seinen Kollegen mit der Unglücksmaschine geflogen. (afp, dpa)