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Flughäfen ohne Bodenradar Flughäfen ohne Bodenradar: Behörden und Minister sehen kein Risiko

04.08.2002, 14:05
Radarkontrollzentrale der Deutschen Flugsicherung
Radarkontrollzentrale der Deutschen Flugsicherung ZB

Leipzig/Hamburg/Magdeburg/dpa. - Sachsen-AnhaltsVerkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU) warnte vor Panikmache.

Auslöser der Debatte war ein Bericht des Nachrichtenmagazins «DerSpiegel», wonach auf sechs deutschen Flughäfen bei Nebel erhöhte Kollisionsgefahr bestehe. Wie das Magazin unter Berufung auf denVerband Deutscher Flugleiter (VDF) berichtet, starten und landenMaschinen auf den Airports in Leipzig-Halle, Dresden, Erfurt, Bremen,Frankfurt-Hahn und Münster-Osnabrück auch bei schlechter Sicht,obwohl es dort kein Bodenradar gebe. Damit hätten die Fluglotsen dortpraktisch keine Möglichkeit, bei Nebel den rollenden Verkehr zuüberwachen und Maschinen vor Kollisionen zu warnen.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte in Berlin, einBodenradar sei an diesen sechs Flughäfen nicht vorgeschrieben,sondern nur an größeren Airports «mit komplexeren Start- undLandevorgängen». Die Funk-Navigation an den kleineren Flughäfen geltenach seinen Informationen als «vollkommen unproblematisch».

Die Deutsche Flugsicherung in Langen bei Frankfurt am Main sprachvon einer völlig überzogenen Forderung des VDF. «Wir haben auf diesensechs Airports so wenige Flugbewegungen, dass diese auch mit anderenMitteln als dem Bodenradar zuverlassig zu steuern sind«, sagteSprecher Axel Raab der dpa in Leipzig.

Schuster sagte, der neue Leipziger Tower der DeutschenFlugsicherung überwache mit seinem modernen Kontrollsystem auch denrollenden Verkehr auf dem Flughafen. Wenn das Verkehrsaufkommenweiter wachse, werde sicherlich auch ein Bodenradar installiert,sobald es notwendig werde.

Die Diskussion über das Thema sei zwar wichtig, sagte Daehre. «Beiden Passagieren darf aber nicht der Eindruck entstehen, dass sie sichin Gefahr begeben, wenn sie ihre Reise zum Beispiel vom FlughafenLeipzig-Halle aus antreten.» Obwohl er keine aktuelle Handlungsbedarfsieht, sprach sich Daehre dafür aus, den Einsatz von Radartechnik zurBodenüberwachung künftig ins Auge zu fassen. «Alle Maßnahmen sindsinnvoll, die der Erhöhung der Flugsicherheit dienen.»

Das Fehlen des Bodenradars hat nach Ansicht des VDF-VorsitzendenOlaf Glitsch vermutlich finanzielle Gründe. Es sei auch nicht fürjeden Flughafen vorgeschrieben, sagte er der Hörfunkagentur dpa-Rufa.Für die Fluglotsen sei die Arbeit auf diesen Airports schwierig. «Dasist ein ganz ungutes Gefühl, wenn man ohne ein Bodenradar beiNebelwetterlagen praktisch blind Luftfahrzeuge kontrollieren muss.»

Ein ähnliches Problem hat es laut «Spiegel» bei dem Unfall auf demMailänder Flughafen Linate im Oktober 2001 gegeben. Ein deutschesKleinflugzeug war damals bei Nebel in die Bahn eines startendenschwedischen Passagierjets gerollt: 118 Menschen kamen um. Solch einUnfall ist nach Meinung des VDF auch in Deutschland möglich. DieFlugaufsichtsbehörden tolerierten diesen Sicherheitsmangel bisher.

«Man kann Leipzig oder Erfurt nicht mit Mailand vergleichen»,sagte Raab. «Wir haben hier keine so komplexen Pistenwege,beispielsweise Kreuzungen, wie in Mailand.» In Leipzig etwa gebe eszwei übersichtliche, parallele Start- und Landebahnen.

Auf dem Flughafen Leipzig-Halle wurden 2001 rund 2,2 MillionenPassagiere abgefertigt, auf dem Flughafen Dresden waren es 1,65Millionen. Zum Vergleich: Über die drei Berliner Flughäfen reisten imvergangenen Jahr 12,6 Millionen Passagiere.