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Flughäfen in Deutschland Flughäfen in Deutschland: Drohnen behindern Passagierjets auch in Köln

Von Peter Seidel 20.09.2017, 15:13
Symbolbild
Symbolbild dpa

Köln - Flugzeugpiloten werden im deutschen Luftraum immer häufiger durch Drohnen behindert. Nach Zahlen der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Langen bei Frankfurt meldeten Piloten im Umfeld großer Flughäfen bis Ende August 60 Zwischenfälle. Im gesamten Vorjahr gab es 64 Vorfälle, 2015 waren es deutschlandweit lediglich14.

Bislang keine Zusammenstöße

Kollisionen gab es bislang noch nicht. Demnach wurden die meisten Behinderungen im Großraum des Frankfurter Flughafens gemeldet. Dort gab es in diesem Jahr bereits elf Vorfälle.

Am Flughafen Köln/Bonn ist die Entwicklung der Zahlen weniger eindeutig. 2016 behinderten Drohnen dort in acht Fällen den Flugverkehr. In diesem Jahr waren es bislang drei Fälle. Zuletzt wurde erst am vergangenen Sonntagabend eine Drohne am Airport in der Wahner Heide gesichtet, wie auch Flughafensprecherin Hannah Schneider bestätigte. In Düsseldorf wurden bislang in diesem Jahr fünf gemeldet.

Steigende Zahlen auch in Berlin

Die Piloten im Raum Berlin-Tegel meldeten neun Sichtungen von Drohnen. Im vergangenen Jahr waren es dort lediglich vier und 2015 gar keine. In Berlin-Schönefeld stieg die Zahl der Fälle von einem im Jahr 2016 auf bislang vier im Jahr 2017. Am Flughafen Leipzig blieb es in Sachen Drohnen nach Angaben von DFS-Regionalsprecher Stefan Jaekel bislang ruhig: Dort wurde 2017 noch keine einzige Drohne bemerkt.

Jaekel wies darauf hin, dass es sich bei den Zahlen an den ostdeutschen Flughäfen um Sichtungen handele. Er könne nicht sagen, in wie vielen Fällen der Flugverkehr durch Drohnen tatsächlich behindert worden sei.

Für das Radar nicht erkennbar

„Wir haben hier ein radikal zunehmendes Problem und rechnen für das gesamte Jahr mit einer Verdopplung der Behinderungen gegenüber dem Vorjahr“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Flugsicherung, Klaus-Dieter Scheurle. Drohnen müssten für die Flugsicherung sichtbar gemacht werden. Bisher sind Hobby-Drohnen für das Radar nicht zu erkennen. Die DFS arbeitet gemeinsam mit der Deutschen Telekom daran, Drohnen mit Hilfe der Mobilfunktechnik sichtbar zu machen.

Mit der im April verabschiedeten Drohnenverordnung des Bundesverkehrsministeriums müssen auf Drohnen ab 250 Gramm Gewicht Name und Anschrift des Halters auf einer feuerfesten Plakette vermerkt sein. Die Regeln zur Kennzeichnungspflicht gelten ab dem 1. Oktober 2017. Pilotenvertreter und DFS fordern aber ein zentrales Register und die Ortung von Drohnen per Chip, auch um Haftungsfragen bei Schäden zu klären.

Gefahr tödlicher Unfälle

„Jeder Zwischenfall mit einer Drohne ist einer zu viel“, sagte der Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl. Wenn eine Drohne die Cockpitscheibe eines Flugzeugs durchschlage oder in ein Triebwerk gerate, habe das potenziell tödliche Auswirkungen. Wahl befürchtet zudem, dass die Dunkelziffer der Vorfälle deutlich höher sei. Oft seien sich Piloten nicht zu 100 Prozent sicher, ob sie tatsächlich eine Drohne gesehen hätten und sähen deswegen von einer Meldung ab.

Nach Schätzungen der DFS wird es Ende des Jahres knapp eine Million Drohnen in Deutschland geben. Damit deren Besitzer immer wissen, ob und wo sie ihr Fluggerät aufsteigen lassen können, hat die DFS eine App aufgelegt und gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium auch eine webpage für Drohnenpiloten entwickelt. „Da kann man sich zum Beispiel die Karten von Kontrollzonen rund um Flughäfen ansehen", erläuterte DFS-Sprecherin Ute Otterbein auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Drohnen in über 1300 Metern Flughöhe

Otterbein wies darauf hin, dass Drohnen von Piloten keineswegs nur in Bodennähe gesichtet würden. „Teilweise flogen die Drohnen 3000, teilweise sogar 4000 bis 4500 Fuß hoch." 3000 Fuß entsprechen 914 Metern, 4500 Fuß 1371 Metern.

Auch die App folgt dem Ziel der DFS, den Betrieb der Drohnen sicher in den Luftverkehr zu integrieren, wie Otterbein sagt. Einmal mit allen nötigen Daten rund um die Drohne gefüttert, zeigt sie auf detaillierten Karten an, ob am gewünschten Ort geflogen werden darf. Sichtbar sind generelle Verbotszonen wie etwa im Berliner Regierungsviertel, aber auch lokale Verbotszonen – etwa über und rund um Polizeiwachen, Krankenhäuser oder Botschaften. 

Dabei stellt die App detailliert dar, welche Bestimmungen der Drohnenverordnung erfüllt oder eben nicht erfüllt sind. Das soll laut DFS auch dabei helfen, die komplizierten Regeln zu lernen. Über das Menü können weitere nützliche Hinweise, Wetterinformationen und Kontaktdaten von Behörden abgerufen werden. (mit dpa)