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Flintstone findet jedes Skelett Flintstone findet jedes Skelett: Erster Archaeo-Dog hilft bei ungelösten Kriminalfällen

26.11.2018, 14:22
Dietmar Kroepel mit Flintstone
Dietmar Kroepel mit Flintstone dpa

Otterfing - Früher half Flintstone dabei, Verschüttete aus Lawinen oder Trümmern zu retten. Wenn er heute ausrückt und losschnuppert, ist es für jede Hilfe schon lange zu spät. Der siebenjährige Altdeutsche Hütehund ist Profi bei der Suche nach menschlichen Skeletten – er ist ein Archäologie-Hund.

Herrchen Dietmar Kroepel aus Otterfing in Oberbayern hat ihn darauf trainiert, auch uralte Knochen in der Erde aufzuspüren.

Flintstone hat die Karriere gewechselt, weil Kroepel vor einigen Jahren aus persönlichen Gründen nicht mehr dreimal wöchentlich und am Wochenende Einsätze mit seinem Rettungshund fahren konnte.

Römergrab erschnüffelt

Nichtstun kam für ihn und auch den Hund aber nicht infrage. „Das sind reine Gebrauchshunde“, erklärt Kroepel. Heißt: Flintstone brauchte dringend eine neue Arbeit – „sonst sucht er sich irgendwelche Sachen, und das wollen Sie nicht“.

Also nahm der 52-jährige Archäologe Flintstone mit zu einer Ausgrabung in Italien. Dort wurde die Idee geboren, ihn umzuschulen. Internationale Vorbilder gibt es.

Aber Flintstone ist heute der einzige zertifizierte Archaeo-Dog in Deutschland, wie Kroepel betont. Er unterstützt Grabungen in der Bodendenkmalpflege, entdeckte zum Beispiel 2016 im oberbayerischen Landkreis Ebersberg ein Römergrab.

Noch spannender aus Kroepels Sicht: Der Hund hilft der Polizei bei sogenannten Cold Cases, in denen ein Verbrechen vermutet wird, die Leiche aber nie gefunden wurde. 2017 und 2018 haben die beiden an 13 solcher Fälle in Österreich, Deutschland und der Schweiz mitgewirkt.

30 Jahre alter Mordfall

In Oberfranken ermittelt die Polizei zum Verschwinden einer damals 18-Jährigen im Landkreis Hof vor mehr als 30 Jahren. 2017 wurde ein 200 Meter langes Straßenstück von Flintstone abgesucht, wo die Leiche vergraben sein könnte.

In einem Kanal habe er schließlich menschliche Knochen angezeigt. Im September dieses Jahres gruben Einsatzkräfte die Straße an der Stelle auf.

Spuren im Erdreich

Knochen wurden zunächst nicht gefunden. Ob dort wirklich nichts vergraben liegt, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen. Es sei gut vorstellbar, das Tier in Zukunft wieder einzusetzen, in Kombination mit anderen Methoden, wie zum Beispiel physikalischen Messungen im Boden, so Polizeisprecherin Anne Höfer. Dieses Vorgehen sei noch relativ neu.

Grundsätzlich helfen Hunde immer wieder bei ungelösten Mordfällen. In einem östlich von Lüneburg in Niedersachsen gelegenen Waldgebiet waren 1989 zwei Paare getötet worden, der Fall wurde als „Göhrde-Morde“ bekannt. Verantwortlich soll ein Friedhofsgärtner sein, der 1993 im Gefängnis Suizid beging.

Acht Hunde in der Ausbildung

Bei der Suche nach Hinweisen auf weitere Taten des Mannes kamen im April dieses Jahres nach Angaben der Polizei spezielle Suchhunde aus Kroatien zum Einsatz. Sie können Erdreich erkennen, das mit schon länger liegenden menschlichen Überresten in Kontakt gekommen ist.

Damit noch mehr Tiere zu Archäologiehunden ausgebildet werden, hat Dietmar Kroepel den Bundesverband der Archäologie-Hunde Deutschlands gegründet. Aktuell sind acht Hunde in der Ausbildung.

Mit seinem neuen Arbeitstempo ist er sehr zufrieden. „Wir haben keine heißen Einsätze und müssen dann sofort los. Wir können alles terminieren. Die, die wir suchen, warten schon lange – da kommt’s auf einen Tag nicht an.“ (dpa)