Film Film: Flammeninferno auf 2,8 Kilometern Autobahn

Aldenhoven/Düren/dpa. - Die Autobahn kommt nirgendwo her, führt nirgendwohin. Einziger Zweck der Strecke: Sie ist «Kulisse» für Filmaufnahmenund gewagte Stunts und damit Europas einziger Highway, der nicht demalltäglichen Straßenverkehr dient. Selbstverständlich dürfen auchschon mal Oldtimer-Clubs oder Testfahrer die Beton-Bühne nutzen, dieim Normalfall aber als Drehort für die TV-Serie «Alarm für Cobra 11»dient, beschreibt Volkmar Balensiefer, Geschäftsführer der FTL GmbHFilm- und Test-Location.
Bis vor einem halben Jahr, als die Film-Autobahn bei Aldenhovennahe Aachen eröffnet wurde, waren die Filmer auf die wirklicheAutobahn zumeist im Großraum Köln angewiesen, die nur anverkehrsarmen Wochenenden abgesperrt und zum Krimi-Schauplatzumgebaut werden konnte. Alles hatte flink über die Bühne zu gehen,musste daher akribisch und aufwendig geplant sein und schlug auchnoch mit bis zu 50 000 Euro zu Buche, berichtet der Experte. DieMietkosten für die Film-Autobahn variieren ganz nach Auftraggeber undProjekt, seien aber auf jeden Fall wesentlich günstiger, sagte derGeschäftsführer, der keine genauen Summen nennen wollte.
Auf «seiner» Bahn, die - mit Wendeschleifen - eine Fahrstrecke von2,3 Kilometern nebst Haltebuchten bietet, können sich an jedemgewünschten Tag Filmbösewichter und Polizei wilde Verfolgungsjagdenliefern, Autos wirkungsvoll in die Luft fliegen oder Helikopterstarten und landen. Hierzu gebe es eine permanente Hubschrauber-Sondererlaubnis der Behörden, genauso wie für wilde Film-Ballereien -«denn jeder Schuss muss genehmigt werden», sagt Balensiefer.
Leicht lädierte Leitplanken und Reifenabrieb an der mittlerenBetonleitwand sind Zeugen rasanter Szenen auf der 2,8 Millionen Euroteuren Bahn, die ein Experte für Formel-I-Rennen auf ein verlassenesZechengelände designt hat. An drehfreien Tagen stolzieren Elstern aufder Fahrbahn, die dann ein wenig an die autofreien Sonntage der 70erJahre erinnert.
Vorbereitete Foto-Hintergründe, die Digi-Shots, können die Bahn imbiederen rheinischen Aldenhoven optisch je nach Bedarf vor denPariser Eiffelturm oder in die australische Wüste verlegen. BeliebigeOrts- und Ausfahrtsschilder jeder erwünschten Stadt werden jedochnoch ganz konventionell per Hand montiert. «Theoretisch ist bei unseine Verfolgungsjagd quer durch Europa möglich», sagt der FTL-Geschäftsführer - und das auch werktags: «Für die Filmcrew besondersfamilienfreundlich! Dazu ist der Drehtag entspannter und effektiver.»
Und noch etwas ist auf der Film-Autobahn möglich, was sonstunweigerlich zum Bußgeld oder zur Katastrophe führt, demonstriertBalensiefer mit lässigem Griff in voller Fahrt zum ständig bimmelndenHandy: «Bei uns kann man ungestraft am Steuer telefonieren.»