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Fernsehen Fernsehen: «Glücksrad» dreht sich ein letztes Mal

29.10.2002, 11:07

Hamburg/dpa. - Nach 14 Jahren kommt endgültig der Abschied vom Bildschirm: Am Donnerstag (31. Oktober) dreht sich das «Glücksrad» unweigerlich das letzte Mal bei Kabel 1. Der Grund sind die ständig sinkenden Quoten des Spielshow-Klassikers, in dem die Kandidaten Wörter und Begriffe erraten müssen und am «Glücksrad» die Höhe ihres Gewinns erdrehen. «Wir haben mit großem Einsatz am "Glücksrad" gearbeitet, inhaltliche Optimierungen vorgenommen und wirklich alles getan, um frühere Reichweiten zu erzielen», sagt Kabel-1- Geschäftsführer Andreas Bartl. «Aber offenbar ist das Rad der Zeit nicht mehr zurückzudrehen.»

Die Marktanteile der werktäglichen Spielshow, zu sehen um 19.30 Uhr, liegen derzeit bei kaum mehr als zwei Prozent. Nur noch eine Million Menschen gucken pro Ausgabe zu. Kabel 1 hatte das «Glücksrad» vor vier Jahren vom Schwestersender SAT.1 übernommen und für personelle Veränderungen gesorgt: Statt des alten Duos Frederic Meisner/Peter Bond führte der beim Publikum beliebtere Meisner alleine durch die Sendung, die fast immer stumme Buchstabenfee Maren Gilzer widmete sich neuen Aufgaben und stieg als Schauspielerin in die ARD-Serie «In aller Freundschaft» ein. Für sie kam Sonya Kraus.

Im vergangenen Jahr trat Meisner ab (er moderiert heute Schlagersendungen bei Goldstar TV), Thomas Ohrner übernahm das Format, an seine Seite trat statt Sonya Kraus die aktuelle «Miss Germany», Katrin Wrobel. Beide müssen nun neue Wege gehen: Ohrner wird wöchentlich von acht bis zwölf den «Langen Samstag» bei Radiosender Bayern 1 präsentieren. Katrin Wrobel tritt in die Fußstapfen ihrer Vor-Vorgängerin Maren Gilzer und erhält eine Gastrolle als Ärztin in der Serie «In aller Freundschaft».

Die Gründe für erlahmende Kraft des «Glückrads» sind vielfältig. Kaum eine Spielshow hat sich bislang so lange gehalten wie das aus den USA stammende «Wheel of Fortune», das gegenwärtig noch in fast 30 Ländern zu Hause ist. Nur Werner Schulze-Erdels «Familienduell» auf RTL hat eine ähnliche Lebensdauer aufzuweisen. Der vor kurzem eintretende Quiz-Boom nahm schließlich dem verstaubten «Glücksrad» und anderen Vorabendshows wie «Geh aufs Ganze» (auch Kabel 1) die Zuschauer weg. Günther Jauch wurde mit der Show «Wer wird Millionär?» beispielhaft für ein neues Genre, das aber rasch wieder in sich zusammenbrach - heute gehören nur noch Jauch selbst und Jörg Pilawas «Quiz» in der ARD zu den Gewinnern des Trends.

Der allmähliche Abstieg des privaten TV-Klassikers zeichnete sich jedoch schon Mitte der neunziger Jahre bei SAT.1 ab. Damals schauten zwar regelmäßig noch rund vier Millionen Menschen die Sendung, aber dem damals neuen SAT.1-Programmgeschäftsführer Fred Kogel passte die zu alte Zuschauerschaft nicht in das Konzept seines Senders, den er auf ein neues jugendliches Image trimmen wollte. Werbung für Blasentee oder orthopädische Strümpfe wollte Kogel nicht in seinem Programm haben. Also musste Kabel 1, der Sender für die etwas ältere Zielgruppe innerhalb der neu gegründeten ProSieben-Senderfamilie, das Format übernehmen.

Die Bilanz der Show ist jedoch einzigartig: Knapp 4000 Ausgaben, davon 1094 bei Kabel 1, sind bereits ausgestrahlt worden. 13 000 Kandidaten versuchten ihr Glück am Rad, beinahe 9000 Geld- und Sachpreise im Wert von etwa 40 Millionen Euro gingen an die Mitspieler. Gute, alte Ware wird das «Glücksrad» bei Kabel 1 ersetzen: Ab Montag (4. November) strahlt der Privatsender auf dem Sendeplatz die amerikanische Krimiserie «Matlock» aus.