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Familiendrama in Artern Familiendrama in Artern: Vater dreht durch und zündet Haus an

Von Heike Grützmann 17.06.2001, 18:22

Artern/MZ. - "Wir haben Hilferufe gehört.Aber wir dachten zuerst, dass Betrunkene vordem Haus Krach schlagen", erzählt eine Nachbarin.Sie hockt Sonntagmorgen auf den Stufen vorihrer Haustür. Die Aufregung der Nacht siehtman ihr an. Traurig wandert ihr Blick immerwieder auf das Haus mit der Nummer 13. "Plötzlichgab es einen unheimlichen Knall", erzähltsie weiter, "da sind wir raus."

Die Doppelhaushälfte in der Franz-Schubert-Straßein Artern brennt. Flammen schmelzen den Volvoin der Garage bis auf sein Stahlgerippe zusammen.Mutter und Tochter können sich in letzterSekunde auf die Straße retten. Den 41-jährigenFamilienvater findet die Feuerwehr. Er isttot. Das Ende eines Familiendramas am Sonntagmorgen,das bereits Samstagnachmittag beginnt.

Die Polizei wird in die Franz-Schubert-Straßegerufen. Im Haus Nr. 13 soll es handgreiflicheStreitereien gegeben haben. Offenbar, davongeht die Polizei aus, geht es dem 41-Jährigentüchtig an die Nieren, dass seine Frau ihnverlassen will. Er soll ausgerastet sein undsie geschlagen haben. Sie erstattet Anzeige.Doch als die Beamten in die Wohnung kommen,ist der Mann weg.

Stunden später, es ist Nacht, Mutter und Tochterschlafen längst im Obergeschoss, der Sohn,so wird erzählt, ist nicht zu Hause, übernachtetbei seiner Freundin, kommt der Familienvaterwieder. Doch er hat einen grausamen Entschlussgefasst. Der Mann verschüttet in der Garageund im Haus eine brennbare, stechend riechendeFlüssigkeit.

Die Polizei geht nach bisherigen Erkenntnissendavon aus, dass es Benzin und Heizöl war.Von dem beißenden Geruch wird die Tochterwach und weckt schnell ihre Mutter. Die Frauenüberraschen den Mann im Wohnzimmer mit einemBenzinkanister, versuchen noch mit ihm zureden. Doch die Situation eskaliert. Er überschüttetauch seine Frau mit Benzin. In Panik renntsie aus dem Haus. Plötzlich explodiert dasAuto in der Garage neben dem Haus. In letzterSekunde rettet sich noch das zwölfjährigeMädchen auf die Straße. Wenig später brenntauch das Haus.

Nachbarn, die von den Hilfeschreien und derExplosion geweckt werden, alarmieren die Polizei.Sie klingeln alle Anwohner der umliegendenHäuser aus den Betten, fahren die Autos weg,um Platz für die Feuerwehr zu schaffen. DieEigentümer der zweiten Doppelhaushälfte versuchenbereits zu löschen, um ein Übergreifen derFlammen auf ihre Wohnung zu verhindern.

Bis morgens halb fünf hat die Arterner Feuerwehrin der Franz-Schubert-Straße 13 zu tun. Dochnicht nur mit Löschen. Die Feuerwehrmännerfinden auch den Familienvater. Er ist tot.Er hat sich auf der Terrasse erhängt.

Frau und Tochter werden ins Krankenhaus gebracht,stehen unter Schock. Doch noch während dieKriminaltechniker am Sonntagvormittag dieSpuren am Tatort sichern, kommen Mutter undKinder zurück. Erschüttert stehen sie zunächstvor ihrem Häuschen und können alles noch nichtso richtig fassen.