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Extra Extra: Satansbraut verlangt Dunkelheit

16.01.2002, 13:58

Bochum/dpa. - Das umgedrehte Kreuz als Teufelssymbol war amteilrasierten Kopf mit einer geschwärzten Haarsträhne verdeckt, alssie mit leiser Stimme und ohne eine Spur von Reue in Bochum dengrausamen Ritualmord an dem Arbeitskollegen ihres Mannes schilderte.

Schon als Jugendliche habe sie «lichtscheue Vampire» als Freundegehabt, habe Blut gesaugt, «überall, nur nicht an derHalsschlagader», sagte die 23-Jährige: «Ich habe mir die Eckzähneziehen und durch Fänge ersetzen lassen.» Auf Friedhöfen habe siegeschlafen und sich schon Mal «zur Probe» in Gräbern begraben lassen.

«Wir haben uns in den Dienst des Herrn gestellt und geschworen,ihm zu Lebzeiten und nach dem Tode zu dienen.» Ein Orakel aus Aschehabe befohlen: «Töte, bringe Opfer!» Am 6. Juli vergangenen Jahreshatten sie ihren 33-jährigen Freund «Hacki» aus Datteln zu einerFeier in ihre Wohnung geholt. «Wir haben ihn beide gut leiden mögen.Wir sind keine Mörder», sagte Manuela Ruda.

«Mein Mann kam mit einem Flackern in den Augen ins Wohnzimmer undschlug mit einem Hammer zu», schilderte die Frau den Hergang der Tat.«Dann sah ich ein Messer glühen und hörte eine Stimme: "Jetzt einHerzstich!"» Am Ende der Gewaltorgie lag der 33-Jährige, durch 66Machetenschläge, Messerstiche und Hammerschläge entstellt, tot nebender Schlafstätte von Manuela Ruda, einem Eichensarg. Der Leichehatten sie ein Pentagramm als Teufelszeichen eingeritzt.

Ohne sichtbare Gemütsregung schilderte Manuela Ruda ihr langsamesAbgleiten in den Wahn: Nachdem sie die 10. Klasse abgebrochen hatte,habe sie in Schottland und London in Szene-Clubs gejobbt - «nurnachts» sei sie auf gewesen. Ein Gerichtspsychiater hatte dem Paareine narzisstische Persönlichkeitsstörung attestiert.

«Hacki» sei nur von seiner Schmach und seinem Siechtum erlöstworden, ließ Daniel Ruda von seinem Verteidiger ein unterschriebenesGeständnis verlesen. Der Freund sei «Satan als neuer Hofnarr»dargeboten worden. Mörder seien sie nicht. In den wenigen Worte, dieRuda selbst sprach, sagte er, die Bluttat habe er im Rausch nichtmitbekommen, aber insgesamt stimme die Schilderung seiner Frau wohl.

Satan habe ihm umfassende Befehle erteilt, erklärte Daniel Ruda:Die Hochzeit mit Manuela am magischen Datum 6.6., die Übernahme desKörpers am 6.7. durch Satan und das Abschlachten mehrerer Menschenseien angeordnet worden. Zu der «Feier» am 6. Juli 2001 kam nur einFreund, weitere eingeladene Gäste sagten ab. Eigentlich wollte sichdas Paar nach dem Opfermord selbst töten, um gemeinsam begraben zuwerden. Doch stattdessen flohen die beiden nach Sondershausen inThüringen, wo ein 17-jähriger Satanist 1993 einen Mitschülerumgebracht hatte. «Ich habe mir eine Kettensäge gekauft und auf eineEingebung gewartet», so der 26-Jährige in seinem Geständnis. Wenigspäter wurde das bewaffnete Paar an einem Friedhof in Jena gestellt.

Auch in der Untersuchungshaft will Daniel Ruda noch Erscheinungengehabt haben. So habe er gesehen, dass drei Jugendliche von derGöltzschtalbrücke in Sachsen in den Tod springen würden. Dem Ereignisvom August vergangenen Jahres waren in den Medien ebenfallssatanische Hintergründe zugeschrieben worden.