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Mord Ex-Soldat aus Gambia erhält in Celle lebenslange Haftstrafe

Wegen Menschenrechtsverletzungen und Mordes in Gambia hat das Oberlandesgericht Celle einen 48-Jährigen verurteilt. Der in Hannover festgenommene Mann hatte die Verbrechen in seiner Heimat bestritten.

Von dpa 30.11.2023, 15:31
Der Angeklagte (r) steht im Gerichtssaal.
Der Angeklagte (r) steht im Gerichtssaal. Moritz Frankenberg/dpa

Celle - Wegen Mordes, versuchten Mordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit hat ein früherer Soldat aus Gambia eine lebenslange Freiheitsstrafe erhalten. Damit ging am Donnerstag nach 62 Verhandlungstagen ein aufwendiges Staatsschutzverfahren vor dem Oberlandesgericht (OLG) Celle zu Ende. Nach Überzeugung der Richter war der 48-jährige Angeklagte Mitglied einer ehemaligen Sondereinheit der gambischen Streitkräfte, den sogenannten Junglers. Als Fahrer habe er zwischen Ende 2003 und spätestens 2006 illegale Tötungsbefehle im Auftrag des damaligen gambischen Staatspräsidenten Yahya Jammeh ausgeführt.

Nach Gerichtsangaben handelt es sich weltweit um das erste Urteil wegen derartiger Verbrechen nach dem Völkerstrafrecht in Gambia. Konkret geht es um den versuchten Mord an einem Rechtsanwalt, um den Mord an einem regierungskritischen Journalisten sowie um den Mord an einem früheren Soldaten, der mutmaßlich ein Gegner des Präsidenten war.

Die drei Taten konnten nach dem sogenannten Weltrechtsprinzip in Deutschland geahndet werden, wie das Gericht mitteilte. Das OLG war für das Verfahren zuständig, weil der Ex-Soldat zuletzt in Hannover lebte und dort 2021 verhaftet wurde. Die Richter stützten sich unter anderem auf Interviews des Angeklagten aus den Jahren 2013 und 2014. Darin hatte er laut OLG seine Tatbeteiligung als Fahrer im Detail geschildert. Im Prozess sagte der Mann, er habe die Unwahrheit gesagt und mit den Interviews nur die Opposition in Gambia stärken wollen. Dies wertete das Gericht als Schutzbehauptung.

Die Verteidigung hatte Freispruch beantragt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Eine gerichtliche Aufarbeitung derartiger Verbrechen unter dem Ex-Präsidenten Jammeh findet laut OLG in dem westafrikanischen Land bisher nicht statt. Jammeh hatte dort 22 Jahre lang diktatorisch als Staatschef geherrscht. Nach seiner Abwahl Anfang 2017 war er ins Exil nach Äquatorialguinea gegangen. Jammeh werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.