Erster Prozesstag in Berlin Erster Prozesstag im Fall Amanda K. in Berlin: U-Bahn-Schubser kündigt Aussage an

Nach dem tödlichen Angriff auf eine 20 Jahre alte Frau in einem Berliner U-Bahnhof hat der mutmaßliche Täter zu Beginn des Mordprozesses vor dem Landgericht eine Aussage angekündigt. Diese werde am zweiten Verhandlungstag erfolgen, erklärten die Verteidiger am Donnerstag. Ihr Mandant werde „nicht bestreiten“.
Der offenbar psychisch kranke Mann soll die ihm unbekannte Frau vor acht Monaten im Bahnhof Ernst-Reuter-Platz von hinten attackiert und vor einen einfahrenden Zug gestoßen haben. Die Frau war sofort tot. Wegen einer Erkrankung soll der Beschuldigte, der tags zuvor aus einer psychiatrischen Klinik in Hamburg entlassen worden war, nicht schuldfähig gewesen sein. "Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord aus Heimtücke vor“, sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani am Montag der Berliner Zeitung.
„Bin gleich zu Hause"
Am 19. Januar dieses Jahres war Amanda K. auf dem Heimweg. Sie hatte eine Freundin besucht und wollte am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg in die U-Bahn der Linie 2 in Richtung Pankow steigen. Sie war allein unterwegs und hantierte auf dem Bahnsteig mit ihrem Handy. So schickte die junge Frau offenbar kurz vor der Tat ihrer Mutter eine SMS. „Bin gleich zu Hause. Ich liebe dich“, soll Amanda K. geschrieben haben.
Videoaufzeichnungen zeigen die Tat
Es war gegen 23.35 Uhr. Als die Bahn kam, trat Hamin E. laut Anklage unvermittelt von hinten an die arglos wartende Studentin heran und stieß sie auf das Gleis. Die Zugführerin, die in dem Verfahren als Zeugin aussagen wird, konnte nicht mehr bremsen. Amanda K. hatte keine Chance. Es gibt mehrere Videoaufzeichnungen, auf denen die Tat zu sehen ist. Hamin E. wurde noch auf dem Bahnsteig festgenommen. Zeugen hatten ihn festgehalten.
Der in Hamburg aufgewachsene gebürtige Iraner ist offenbar mehrfach vorbestraft, er saß von 2002 bis 2004 auch in Haft. Wegen seiner psychischen Erkrankung kümmert sich seit neun Jahren ein vom Amtsgericht bestellter Betreuer um ihn. Das geht aus verschiedenen Antworten des Hamburger Justizsenators auf parlamentarisch Anfragen hervor.
Die Eltern der Getöteten sind als Nebenkläger am Prozess beteiligt, erschienen zum Auftakt aber nicht persönlich. „Es belastet sie zu stark“, erklärten ihre Anwälte. Vor dem Hintergrund der Vergangenheit des Beschuldigten sei nun auch zu prüfen, ob möglicherweise in Institutionen in Hamburg Fehler passiert sind. Der 29-Jährige habe sich seit Jahren immer wieder in psychiatrischen Einrichtungen befunden. Zudem sei er durch Straftaten aufgefallen. Viele Verfahren seien 2015 in Hamburg wegen Schuldunfähigkeit eingestellt worden. (dpa/BLZ)