Erika Berger zu Rudolph Moshammer Erika Berger zu Rudolph Moshammer: "Man konnte ihm nicht helfen"

Köln - Frau Berger, wie haben Sie Rudolph Moshammer kennengelernt?
Wir kannten uns schon seit der Schulzeit. München ist ja eigentlich ein Dorf und wir sind immer gemeinsam über den Hof gerannt. Rudolph wollte schon immer außergewöhnlich sein. Er war damals klapperdürr und trug immer dunkle Sachen.
Dann haben Sie später bei ihm in seinem Modegeschäft in der Maximilianstraße gearbeitet.
Ja, das war für uns Mädels toll. Das „Carnaval de Venise“ war ein hinreißend schönes Geschäft. Sehr fein und alles sah aus, wie mit dem Lineal angeordnet. Viele Promis waren Kunden und einmal sind wir gemeinsam zur Anprobe zu Arndt von Bohlen und Halbach gefahren. Rudolphs Mutter, die Frau Else, hat immer für Ordnung gesorgt und uns ermahnt, nicht mit verschränkten Armen dazustehen. Für die Kunden gab es Kaffee, Tee und Gin Tonic. Frau Else sagte immer zu mir: Frau Berger, nicht so viel Gin, nehmen sie mehr Eis.
War Moshammers Aussehen von Anfang an so exzentrisch?
Nein, das hat sich im Laufe der Jahre gesteigert mit der genialen Frisur und der Wimperntusche.
Über seine offensichtliche Homosexualität hat er aber nie geredet?
Nein, das war sein großes Drama. Er hat sich nie dazu bekannt. Ich habe ihn all die Jahre nie mit einem Partner erlebt. Er hatte immer nur den Hund. Und ausgegangen ist er immer mit der Mutter. Ich denke, er wollte seine Mutter nicht verletzen – obwohl die sicher auch geahnt hat, dass er homosexuell ist. Er hat sie geliebt und gefürchtet.
Wie war Moshammer?
Er war wahnsinnig schwierig. Unglaublich liebenswert, aber auch eiskalt. Er hat seine Sexualität geleugnet. Aber Sexualität kann man nicht in die Ecke schieben wie einen alten Stuhl.
Hat er mal um Hilfe gebeten?
Er hat sich niemandem geöffnet. Man konnte ihm nicht helfen.
Wussten Sie von seinen nächtlichen Fahrten zum Straßenstrich?
Es war ein offenes Geheimnis. Ich habe es nie verstanden, warum er sich in eine solche Gefahr begeben hat, ohne Bodyguards. Es ist tragisch, dass ein solcher Mensch so endet.
Viele Prominente, die sich vorher mit dem schillernden Rudolph Moshammer geschmückt hatten, kamen nicht zur Beerdigung, um ihn die letzte Ehre zu erweisen.
Ja, die wollten mit jemanden, der von einem Stricher umgebracht wurde, nicht in Verbindung gebracht werden.