Erdbeben in Italien Erdbeben in Italien: Zahl der Toten steigt - Särge bei Erdbeben aus Gräbern gedrückt

Rom - Nach dem verheerenden Erdbeben in Mittelitalien haben die Helfer auch in der Nacht zum Donnerstag ihre fieberhafte Suche nach Überlebenden fortgesetzt. Die provisorische Zahl der Opfer stieg am späten Abend nach Angaben des Zivilschutzes auf 247, nachdem in dem Ort Arquata del Tronto weitere Leichen aus den Trümmern geborgen wurden. Viele Menschen würden aber noch vermisst, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Die Einsatzkräfte suchten in der Dunkelheit mit Hilfe von Spürhunden und Taschenlampen weiter nach Lebenszeichen.
Die massiven Erdstöße haben auch den Friedhof des kleinen Ortes Arquata del Tronto nicht verschont. Einige Särge seien durch das Beben aus den Gräbern gedrückt worden, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag. Der Friedhof werde möglicherweise für unzugänglich erklärt.
Etwa 250 Nachbeben
Das Hauptbeben der Stärke 6,2 hatte sich in der Nacht zum Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien und den Marken ereignet. Seither gab es nach Angaben des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie etwa 250 Nachbeben. Teilweise seien sie so stark gewesen, dass in den betroffenen Gebieten erneut Gebäude gewankt hätten. Es handelt sich um die schwersten Erdstöße seit Jahrzehnten in dem Stiefelstaat.
Sieben Jahre nach dem schweren Erdbeben in dem 30 Kilometer Luftlinie entfernten L'Aquila wurden in der Berg-Region ganze Dörfer zerstört. Auch im etwa 100 Kilometer Luftlinie entfernten Rom wackelte der Boden. Italien ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin die afrikanische und die eurasische Platte aufeinanderstoßen.
Viele Kinder unter den Opfern
Unter den Opfern waren viele Kinder, in manchen Familien gab es mehrere Tote. Aber es gab auch gute Nachrichten: So wurde am frühen Abend in Pescara del Tronto ein zehnjähriges Mädchen nach fast 16 Stunden aus den Trümmern ihres Hauses gerettet. Hunde hätten sie aufgespürt, hieß es. „Als wir sie lebend gefunden haben, war die Freude riesengroß“, sagte Feuerwehrsprecher Danilo Dionisi.
Regierungschef Matteo Renzi hatte die Katastrophen-Region am Abend besucht. 368 Verletzte seien seit dem Morgen aus der Gegend von Amatrice und Accumoli weggebracht worden, erklärte er. Italien stehe solidarisch zusammen, um die großen Herausforderungen zu meistern. Am Donnerstag war ein Treffen des Ministerrats in Rom geplant, um das weitere Vorgehen zu beraten. In der Region soll der Notstand ausgerufen werden.
Viele Menschen noch verschüttet
Wie viele Menschen noch verschüttet sind, war unklar. In Amatrice sei eines der Symbole der Stadt, das historische Hotel Roma, in sich zusammengestürzt. Zwei Menschen seien tot aus den Resten des Gebäudes geborgen worden - nach Angaben des Bürgermeisters befanden sich zum Zeitpunkt des Bebens aber 70 Menschen in dem Hotel. (dpa)