Entführte Jugendliche aus Sachsen Entführte Jugendliche aus Sachsen: Wirbel um angebliche Festnahme im "Fall Anneli"

Meißen - Im Fall des entführten Mädchens aus Sachsen gibt es möglicherweise eine erste Spur. Polizisten durchsuchten in der Nacht zu Montag ein leerstehendes Bauernhaus in Klipphausen, einem Dorf unweit von Dresden. Am Montagvormittag gingen die Untersuchungen durch Spezialisten des Landeskriminalamtes weiter. Dabei soll ein Fährtenhund auf dem Grundstück angeschlagen haben. Das Gelände des Hofs war großräumig abgesperrt. Mehrere Container wurden ausgekippt, ihr Inhalt von Polizisten durchsucht. Andere Beamte liefen mit Suchhunden das gesamte Gelände ab. Die Dresdner Staatsanwaltschaft äußerte sich am Nachmittag nicht zu den Vorfällen. Oberstaatsanwalt Lorenz Haase aus Dresden teilte lediglich mit: „Zum derzeitigen Ermittlungsstand können wir nichts sagen.“ Aktuelle Medienberichte, wonach es eine erste Festnahme gegeben habe, bestätigten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht.
Anneli wurde am Donnerstagabend im sächsischen Meisen entführt
Das durchsuchte Haus ist etwa 13 Kilometer von dem Ort entfernt, wo das Fahrrad der am Donnerstagabend entführten Gymnasiastin Anneli-Marie R. gefunden worden war. Die 17-Jährige hatte gegen 19.30 Uhr das Elternhaus mit dem Hund verlassen. Nach den derzeitigen Erkenntnissen der Ermittler hat die Entführung auf einem Feldweg, der Verbindung zwischen der Bundesstraße 101 und dem Örtchen Luga stattgefunden. Die Jugendliche ist nach Angaben der Polizei 18 Jahren alt, ist 1,72 Meter groß und schlank. Sie hat braune, lange, glatte Haare und trug am Donnerstagabend ein helles Oberteil mit dünnen blauen Streifen sowie kurze blau-graue Jeans.
Man fand das Rad des Mädchens im Graben. Der Hund der Jugendlichen ist mittlerweile wieder aufgetaucht. Außerdem soll es nach Zeitungsberichten eine Lösegeldforderung für die Unternehmerstochter geben, die angeblich bei 1,2 Millionen Euro liegen soll. Die Staatsanwaltschaft bestätigt die Höhe der Lösegeldsumme aber nicht.
Die Ermittlungen dauern an
Nach Angaben der Ermittler führte ein Spürhund die Polizei von dem Fundort des Rades zu einem nahegelegenen Hof im Dorf Luga, den die Einsatzkräfte am Freitag in aller Frühe durchsuchten. Das Mädchen konnte dort jedoch nicht gefunden werden. Die Anwohner wurden aus den Betten gerissen, als ein Sonderkommando der Polizei kurz nach Sonnenaufgang den Bauernhof durchsuchte. Da Staatsanwaltschaft und Polizei erst am Sonnabend mit dem Entführungsfall an die Öffentlichkeit gingen, hatten sich weder Nachbarn noch sonst jemand im Dresdner Umland einen Reim auf die großangelegte und spektakuläre Durchsuchungsaktion machen können, bei der rund 60 vermummte Polizisten im Einsatz waren. Am Sonnabend hatten Lokalzeitungen darüber berichtet, rätselten jedoch auch, was das Ganze sollte.
Die Polizei hält sich mit Informationen zurück
Nun ermitteln die Behörden wegen erpresserischen Menschenraubes. Von der Veröffentlichung des Entführungsfalls erhoffen sie sich Hinweise von Zeugen. Mittlerweile haben sich mehr als 20 Leute gemeldet, die etwas bemerkt oder beobachtet haben wollen. Ob nützliche Hinweise oder gar eine heiße Spuren dabei sind, ist noch völlig unklar. Die Polizei äußert sich aus „ermittlungstaktischen Gründen“ vernünftigerweise nicht zu derlei Details. Man arbeite alles zügig ab, heißt es.
Die Familie des Mädchens bittet um Hinweise
Am Sonntagabend hat die Staatsanwaltschaft Dresden außerdem einen Brief der Eltern der entführten Jugendlichen veröffentlicht. In dem kurz gehaltenen Schreiben heißt es: „Wer auch immer zum Wiederauffinden unserer Tochter Hinweise geben kann, wird hiermit inständig gebeten, dies zu tun." Die Eltern bitten die mutmaßlichen Entführer darum, sich zu melden. Außerdem bitten sie darum, von Medien in Ruhe gelassen zu werden. Weiter heißt es in dem Appell: „Die Entführer sollen wissen, dass wir die angezeigten Forderungen erfüllen werden, um unser Kind bald in die Arme nehmen zu können.“