England England: Vertretungsarzt spritzt aus Versehen Patienten tot
WITTEN/LONDON/DPA. - Ein übermüdeterVertretungsarzt aus Deutschland hat mit einemBehandlungsfehler den Tod eines 70-Jährigenin England verursacht und damit die Aufsichtsbehördendes Königreichs aufgeschreckt.
Bei seiner ersten Vertretungsschicht im Königreichwurde der Arzt aus dem nordrhein-westfälischenWitten außerhalb der Sprechstundenzeiten zueinem Routine-Hausbesuch in der GrafschaftCambridgeshire gerufen. Der 70 Jahre altePatient litt unter Nierenschmerzen. Offenbaraus Müdigkeit spritzte der Arzt, der mehrals 20 Jahre Berufserfahrung hat, dem Mannaber eine tödliche Überdosis Schmerzmittel.
Der Arzt wurde vom Amtsgericht Witten wegenFahrlässigkeit zu neun Monaten Haft auf Bewährungund einer Geldstrafe von 5000 Euro verurteilt,bestätigte am Montag die zuständige StaatsanwaltschaftBochum Berichte englischer Zeitungen.
Der Arzt, der weiter in Deutschland praktiziert,entschuldigte sich bei den Hinterbliebenendes 70-Jährigen schriftlich und begründeteden tragischen Fehler mit "extremen Stress",dem er ausgesetzt gewesen sei. Er sei ausDeutschland eingeflogen, dann per Mietwagenzur Agentur und danach weiter ins Krankenhausgefahren. Vor Antritt seiner Schicht habeer nur drei Stunden Schlaf gehabt, hieß esin dem Brief, der der Zeitung "The Guardian"vorlag. Die britische Gesundheitsaufsichtkündigte am Montag an, den Fall aus dem Februar2008 unter die Lupe zu nehmen. "Das ist einsehr beunruhigender Fall, der muss gründlichuntersucht werden. Wir müssen sicherstellen,dass wir die Lehren daraus ziehen." Eine Sprecherindes Gesundheitsministeriums bedauerte, dassder Mann nicht in Großbritannien vor Gerichtgestellt und zur Rechenschaft gezogen wurde.
Weil die meisten Arztpraxen in Großbritannienkeinen eigenen Wochenend- oder Nachtdienstmehr haben, schließen spezielle Agenturendiese Lücken mit Bereitschaftsärzten. Vorallem in ländlichen Gebieten ist es aber schwer,dafür genug britische Ärzte zu finden. Deshalbwerden die freien Schichten zunehmend an ausländischeÄrzte vergeben. Die haben aber eine weiteAnreise.