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Aus für Bosch in Sebnitz Endgültiges Aus für Bosch in Sebnitz besiegelt

Ein wenig Hoffnung war noch da. Doch nun ist das Aus für das Unternehmen Bosch Power Tools in Sebnitz besiegelt. Die IG Metall erhebt schwere Vorwürfe. Das Unternehmen weist das zurück.

Von dpa Aktualisiert: 14.08.2025, 15:51
Die IG Metall hat das endgültige Aus für das Unternehmen Bosch Power Tools scharf kritisiert (Archvibild).
Die IG Metall hat das endgültige Aus für das Unternehmen Bosch Power Tools scharf kritisiert (Archvibild). Daniel Schäfer/dpa

Bautzen/Sebnitz - Das Aus für das Unternehmen Bosch Power Tools in Sebnitz ist endgültig besiegelt. Die IG Metall reagierte mit scharfer Kritik. „Die Geschäftsleitung hat dem Standort zu keiner Zeit eine Chance eingeräumt, doch noch den Turnaround zu schaffen und ihren rund 280 Beschäftigten eine Zukunftsperspektive zu geben“, erklärte Uwe Garbe, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen. 

Garbe warf dem Unternehmen vor, den Betriebsrat frühzeitig mit juristischen Mitteln in ein sogenanntes Einigungsstellenverfahren gezwungen zu haben, „um den Standort möglichst schnell abzuwickeln und unseren Kolleginnen und Kollegen auch noch bei den Abfindungen das Fell über die Ohren zu ziehen“. „Das ist skandalös. So geht man nicht mit Menschen um“, hieß es.

Bosch weist Vorwürfe zurück

Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. „Seit Beginn des letzten Jahres haben wir uns intensiv damit beschäftigt, die Zukunft des Standorts zu analysieren, unter anderem auch mit externer Unterstützung einer Unternehmensberatung“, sagte Firmensprecher Manuel Roj der Deutschen Presse-Agentur. Da man eine wirtschaftlich tragbare Weiterführung der Fertigung ausschließen musste, habe es zu ihrer Verlagerung und der damit verbundenen Schließung des Standorts leider keine Alternative gegeben. 

„Aktuell wird jedoch weiterhin die Möglichkeit einer Veräußerung an einen geeigneten Käufer mit alternativem Geschäft geprüft. Hierzu werden auch externe Berater, Makler, Betriebsrat und Politik aktiv in die Suche eingebunden“, betonte Roj. Der für beide Seiten verbindliche Beschluss der Einigungsstelle beinhalte, dass die Produktion in Sebnitz bis Ende Juni 2026 eingestellt wird. Für die Mitarbeiter sei ein Sozialplan erstellt. Die darin enthaltenen Maßnahmen umfassen im Wesentlichen Abfindungsangebote sowie die Option zum Wechsel in eine Transfergesellschaft. 

Bosch: Entscheidung ist allen Beteiligten sehr schwergefallen

„Nach intensiven Verhandlungen bringt der Beschluss nun Klarheit für alle. Die Entscheidung über die Stilllegung der Fertigung ist allen Beteiligten sehr schwergefallen, war aus gesamtunternehmerischer Sicht aber leider erforderlich, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu stärken“, betonte Thomas Donato, Chef des Bereichsvorstandes von Bosch Power Tools. Man werde sich jetzt zügig mit allen Mitarbeitern in Verbindung setzen, um sie bei ihrer individuellen Planung bestmöglich zu unterstützen.

Produktion soll ins Ausland verlagert werden

Im April hatte Bosch verkündet, mit Sebnitz und Leinfelden-Echterdingen in Baden-Württemberg zwei seiner Werke in der Werkzeugsparte 2026 schließen zu wollen. Die Produktion soll nach Ungarn verlagert werden. Das Unternehmen begründete das mit einer Neuordnung der globalen Fertigungsstrukturen. Wettbewerbs- und Preisdruck hätten in der Werkzeugsparte zugenommen, hieß es unter anderem. 

IG Metall: Kollegen im Osten fühlen sich wie Menschen zweiter Klasse

Während die Verhandlungen in Leinfelden nach Darstellung der IG Metall noch weit von der Einschaltung der Einigungsstelle entfernt sind, sei dies in Sebnitz gleich zu Beginn möglicher Verhandlungen erzwungen worden. „Ein Vorgehen, das einmal mehr dazu führt, dass sich unsere Kolleginnen und Kollegen in Ostdeutschland wie Menschen zweiter Klasse fühlen“, sagte Axel Drescher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ostsachsen. 

Gewerkschaft mahnt soziale Verantwortung eines Konzerns an 

Die IG Metall kritisiert außerdem, dass sich ein Konzern wie Bosch mit der Verlagerung ins Ausland seiner sozialen Verantwortung für die Menschen in der Region entzieht. „Das ist ein schwerer Schlag für den Wirtschaftsstandort Sebnitz und insbesondere für unsere Kolleginnen und Kollegen und deren Familien“, so Garbe. Viele Beschäftigte wüssten noch nicht, wie es für sie weitergeht. Viele Fragen zu den Abwicklungsmodalitäten seien noch ungeklärt.