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Umwelt und Mobilität Elektroautos in Sachsen: Das müssen Käufer wissen

Neue Prämien ab 2026 sollen E-Autos für mehr Haushalte in Sachsen attraktiver machen. Doch Unsicherheiten bei Strompreisen und Ladeinfrastruktur bleiben ein Thema.

Von Daniel Josling, dpa 08.12.2025, 04:00
Die Politik plant neue Prämien für E-Autos. (Archivbild)
Die Politik plant neue Prämien für E-Autos. (Archivbild) Jan Woitas/dpa

Leipzig - Sachsen, das von Politik und Wirtschaft gern als „Autoland“ bezeichnet wird, steht in der Elektromobilität an einem kritischen Punkt. In Zwickau, wo Volkswagen seit Jahren ausschließlich E-Modelle fertigt, drücken eine schwächere Nachfrage, Überkapazitäten und reduzierte Schichten auf die Stimmung. Von einer breiten Aufbruchstimmung - wie sie etwa in Norwegen zu spüren ist, wo inzwischen mehr Elektroautos als Verbrenner unterwegs sind - ist der Freistaat weit entfernt. Ein Grund dafür sind die weiterhin hohen Anschaffungskosten.

Neue Förderung soll Schwung bringen

Das soll sich ändern: Die schwarz-rote Koalition hat sich jüngst auf die Eckpunkte eines neuen Förderprogramms für Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen geeinigt. Hintergrund ist, dass frühere Kaufprämien Ende 2023 abrupt gestoppt wurden und der Absatz daraufhin stark eingebrochen war. Nun sind wieder Zuschüsse für Kauf und Leasing von reinen Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen geplant. 

Die Fördergrenze soll bei einem zu versteuernden Haushaltseinkommen von 80.000 Euro liegen, erhöht um 5.000 Euro je Kind. Vorgesehen ist eine Basisprämie von 3.000 Euro, die pro Kind um 500 Euro steigen soll. Für niedrige Einkommen sind zusätzliche Aufschläge geplant. Das Programm soll 2026 starten - vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Kommission - und mit drei Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds finanziert werden.

Während Bund und Land um neue Impulse ringen, fragen sich viele Menschen im Freistaat: Lohnt sich ein E-Auto für mich persönlich - jetzt, wo die Industrie unter Druck steht und neue Anreize erst kommen sollen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie entwickelt sich die Nachfrage nach E-Autos in Sachsen? 

Nach einem schwierigen Jahr 2024 zeigt sich eine leichte Erholung, sagt der Geschäftsführer des Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD), Jens Katzek. „Bei der Nachfrage nach E-Autos ist noch viel Luft nach oben. Der Trend aus 2025 ist eine erste leichte Erholung, die sich weiter fortsetzen wird und auch muss.“ Gleichzeitig blieben politisch bedingte Unsicherheiten bei Strompreisen, Förderung und Ladeinfrastruktur ein Hemmnis für viele Käufer.

Wie ordnen die Hersteller vor Ort die Lage ein?

Volkswagen betont, dass der Konzern seinen Teil geleistet habe und nun verlässliche politische Rahmenbedingungen brauche. Der Konzern verweist auf „umfangreiche Investitionen“ in elektrische Modelle und das Ziel, ab 2035 den Großteil der Neuwagen elektrisch anzubieten. „Jetzt ist die Politik am Zug, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Elektromobilität weiter zum Erfolg zu führen“, hieß es.

Porsche setzt in Leipzig weiterhin auf den vollelektrischen Macan und investiert in den Ausbau des Werks. Auch BMW stärkt den Standort Leipzig: Der Autobauer will dort einen dreistelligen Millionenbetrag investieren, um das Werk für kommende Fahrzeuggenerationen fit zu machen. Im Leipziger Werk ist der Mini Countryman bislang das einzige vollelektrische Modell - doch das könnte sich ändern. Der Standort werde für künftige Modelle vorbereitet, sagte Werkleiterin Petra Peterhänsel neulich: „Aktuell bereiten wir unser Werk auf künftige Fahrzeuggenerationen vor.“ Wie viele davon elektrisch sein werden, blieb allerdings offen.

Sind E-Autos für Verbraucher aktuell günstiger oder teurer?

„Zunächst einmal ist die Frage, ob sich ein E-Auto rechnet oder nicht, eine sehr individuelle Frage“, erklärt der ADAC Sachsen. Ganz entscheidend sei, wo das E-Auto größtenteils geladen werden soll. 

„Findet das Laden überwiegend zu Hause mit einem sehr günstigen Stromtarif oder gar an einer eigenen Solaranlage statt und kann auch beispielsweise günstig beim Arbeitgeber Strom nachgeladen werden, dann rechnet sich ein E-Auto im Verhältnis zu einem vergleichbaren Verbrennerfahrzeug durchaus.“

Darüber hinaus komme es darauf an, wie das Fahrzeug genutzt wird. Tägliche kürzere Strecken sprächen eher für ein E-Auto, während häufige Fahrten über mehrere hundert Kilometer trotz besserer Reichweiten weiterhin eine Herausforderung sein könnten. Wer dagegen oft auf öffentliche Ladepunkte angewiesen sei, müsse teils deutlich höhere Strompreise einkalkulieren.

Laut ADAC-Berechnungen vom Oktober 2025 sind Benziner oder Diesel in den Gesamtkosten dennoch weiterhin günstiger als E-Autos - auch wenn deren Preise gesunken sind. Ob die geplanten Prämien das ändern werden, bleibt abzuwarten. 

Wie gut ist die Ladeinfrastruktur im Freistaat?

Sachsen liegt mit rund zwölf Autos pro öffentlichem Ladepunkt statistisch weit vorn. Ein realistisches Bild sei das aber nicht, warnt der ADAC: „Diese Statistik ist mehr Schein als Sein.“ Da insgesamt noch wenige E-Autos unterwegs seien, wirke die Infrastruktur dichter, als sie tatsächlich sei. Besonders auf dem Land gebe es große Abstände zwischen Ladesäulen.

Warum beeinflusst die internationale Batterieabhängigkeit auch die Preise für E-Autos?

Die Batterie ist das teuerste Bauteil eines Elektroautos - und bestimmt damit maßgeblich den Preis. Weil der Großteil der Batteriezellen bislang noch aus Asien stammt, seien europäische Hersteller und damit auch ihre Kunden stark von Entwicklungen dort abhängig, erklärt ACOD-Chef Katzek. Asiatische Hersteller hätten über Jahrzehnte große Produktionskapazitäten aufgebaut und könnten günstiger liefern. Das helfe zwar kurzfristig bei den Kosten, berge aber strategische Risiken.

„China hat in den letzten Jahren immer wieder Exportbeschränkungen verhängt - zum Teil mit dramatischen Auswirkungen für unsere Industrie.“ Für Verbraucher bedeutet das: Preise und Verfügbarkeit von E-Autos können stark von globalen Lieferketten abhängen. Langfristig brauche es daher den Aufbau einer europäischen Zellfertigung, um unabhängiger zu werden und Kosten zu stabilisieren, betont Katzek.

Welche Bedeutung haben die sächsischen Standorte langfristig?

Sachsen bleibt für die Autoindustrie zentral. Katzek formuliert es deutlich: „Ohne die Standorte in Sachsen von Volkswagen, BMW und Porsche gibt es in Ostdeutschland quasi keinen Automobilbau mehr.“

Der Druck auf die Werke sei zwar hoch - etwa durch einen globalen Markt, der langsamer wachse als einst erwartet. Gleichzeitig sieht Katzek aber Chancen etwa in Kreislaufwirtschaft, Batterietechnik und Digitalisierung. Dass die Unternehmen weiter an den Standorten festhalten, zeige etwa BMW: Mit aktuell bis zu 1.300 Autos pro Tag und einer 24-Stunden-Produktion im Drei-Schicht-Betrieb steuert der Standort nach eigenen Angaben auf einen erneuten Produktionsrekord zu.