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Eiskalter Mord an Elfjährigem erschüttert England

23.08.2007, 14:55

Liverpool/London/dpa. - Nach einem aufsehenerregenden Mord an einem elfjährigen Jungen mitten auf der Straße in Liverpool hat die britische Regierung ein schärferes Vorgehen gegen Gewalttäter versprochen.

«Wo dafür neue Gesetze nötig sind, werden wir sie verabschieden», sagte Premierminister Gordon Brown am Donnerstag in London. «Dieses abscheuliche Verbrechen hat das gesamte Land erschüttert.» Tatverdächtig sind mindestens zwei Teenager.

Die Jugendlichen im Alter von 14 und 18 Jahren wurden am Donnerstag festgenommen. Einer von ihnen könnte nach Einschätzung der Ermittler die tödlichen Schüsse abgegeben haben. Der Täter hatte sich am Mittwochabend auf einem BMX-Rad drei Jungen genähert, die vor einem Pub Fußball spielten, und drei Schüsse abgefeuert.

Der elfjährige Rhys Jones wurde von einer Kugel in den Hals getroffen. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Mörder, der sein Gesicht unter einer Kapuze verborgen hatte, entkam auf seinem Sportrad. Die Bluttat setzt eine seit Monaten anhaltende Serie von Morden an Teenagern in Großbritannien fort, die meist durch Mitglieder brutaler Jugendbanden verübt wurden. Allein in London sind seit Anfang des Jahres 17 Jugendliche erschossen oder erstochen worden.

Eltern und Schüler des nördlichen Liverpooler Stadtteils Croxteth, wo sich die jüngste Bluttat ereignete, seien «in tiefem Schock», sagte der Bischof von Liverpool, James Jones. Es sei unfassbar, «dass ein elfjähriger Junge aus einer freundlichen Vorort-Gemeinde von einem anderen jungen Menschen niedergeschossen wird», sagte der Geistliche. «Wir fragen uns: Was für eine Gesellschaft bauen wir hier auf?» Es müsse unbedingt etwas gegen die leichte Verfügbarkeit von Waffen in Großbritannien getan werden.

Der Bischof begleitete Mitschüler von Rhys Jones, die unweit vom Tatort Kränze und Blumen niederlegten. Viele von ihnen weinten. Einige trugen Trikots des Liverpooler Fußballclubs FC Everton, zu dessen Fans der fußballbegeisterte Junge gehörte. Seine Schuldirektorin Elaine Spencer beschrieb Rhys als «wirklich liebenswürdigen Jungen, er war außerordentlich beliebt bei allen».

Die Polizei und auch Premierminister Brown riefen die Bevölkerung auf, bei der vollständigen Aufklärung der Bluttat zu helfen. «Irgendjemand da draußen weiß, wer ihm (dem Täter) die Pistole in die Hand gegeben hat», sagte Simon Byrne, der stellvertretende Polizeipräsident des Bezirkes Merseyside, zu dem Liverpool gehört. Er betonte, dass die Polizei die Identität von Informanten auf keinen Fall preisgeben werde. Damit sollen auch eventuelle Mittäter oder Zeugen in Jugendbanden ermuntert werden, ihr Wissen preiszugeben.