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Einwanderer in Hamburg Einwanderer in Hamburg: 16-Jährige wurde auf offener Straße vom Bruder ermordet

16.05.2008, 15:39
Bereitschaftspolizisten suchen den Bahnsteig am Bahnhof Berliner Tor in Hamburg, in dessen Nähe ein 16-jähriges Mädchen erstochen wurde, nach der Tatwaffe ab. (Foto: ddp)
Bereitschaftspolizisten suchen den Bahnsteig am Bahnhof Berliner Tor in Hamburg, in dessen Nähe ein 16-jähriges Mädchen erstochen wurde, nach der Tatwaffe ab. (Foto: ddp) ddp

Hamburg/dpa. - Der23-Jährige attackierte seine jüngere Schwester auf der Straße imStadtteil St. Georg. Zwölf Stunden nach dem mutmaßlichen Ehrenmordkonnten die Ermittler den polizeibekannten Mann festnehmen, der dieTat bereits gestand. «Das 16-jährige Mädchen hatte sich von derFamilie abgewandt», sagte Sprecher Andreas Schöpflin zum Motiv derTat. Vermutlich habe sie nicht mehr nach den strengen Vorstellungender Familie leben wollen.

Der von der Polizei als «Intensivtäter» bezeichnete Mann warbereits im vergangenen Jahr auf seine Schwester losgegangen und hattesie zusammengeschlagen. Nach Angaben des Sprechers sagte das Mädchenin der anschließenden Verhandlung wegen schwerer Körperverletzungallerdings nicht gegen ihren Bruder aus. Stattdessen machte sie vonihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Die 16-Jährige war späterbei ihre Familie ausgezogen und lebte bis zuletzt in einerSozialeinrichtung.

In der Nacht zum Freitag kam dann jede Hilfe für die junge Frau zuspät. Nachbarn waren gegen Mitternacht von ihren lauten Schreienhochgeschreckt worden und hatten die Polizei alarmiert. Ein Notarztversuchte vergeblich das Mädchen zu reanimieren. Sie starb noch amTatort.

Ein Bekannter des mutmaßlichen Täters hatte die Fahnder auf dieSpur des 23-Jährigen gebracht, hieß es. Wenige Stunden nach dem Mordhatte er sich bei der Polizei gemeldet und den Bruder des Opfers desVerbrechens bezichtigt. Der Bekannte sei gemeinsam mit dem 23-Jährigen am Tatort gewesen, stehe aber selbst nicht unterTatverdacht.

Die Bluttat erinnert an den wohl aufsehenerregendsten Ehrenmord inDeutschland, der vor zwei Jahren in Berlin begangen wurde. Damals wardie Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü von einem ihrer Brüder auf der Straßeerschossen worden, weil die Familie den westlichen Lebensstil derjungen Frau nicht akzeptierte. In dem Prozess um die Bluttat hob derBundesgerichtshof in Leipzig die Freisprüche für zwei Brüder derErmordeten auf, so dass der Prozess neu aufgerollt werden muss. Derjüngste Bruder ist rechtskräftig wegen Mordes zu einer Jugendstrafevon neun Jahren und drei Monaten verurteilt.