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Geschichtsbewusstsein Eine Anlaufstelle: Ein Jahr Museum Zwangsarbeit

Auf das Schicksal vieler Millionen Menschen, die in der NS-Zeit Zwangsarbeit leisten mussten, fokussiert sich das 2024 eröffnete Museum in Weimar. Auch für die Zukunft gibt es schon reichlich Pläne.

Von dpa 08.05.2025, 09:44
Das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus gehört zur Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. (Archivbild)
Das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus gehört zur Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. (Archivbild) Martin Schutt/dpa

Weimar - Ein Jahr nach seiner Eröffnung zählt das Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus in Weimar monatlich etwa 1.000 Besucherinnen und Besucher. Dazu kommen etwa noch Gäste bei Veranstaltungen, wie Pressesprecherin Dorothee Schlüter sagt. Viele Schüler-, aber auch Erwachsenengruppen seien unter den Besuchenden.

Auf besondere Resonanz stoße das Haus auch bei ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, sowie deren Kindern und Enkelkindern. Für diese habe sich das Museum zu einer wichtigen Anlaufstelle entwickelt, so Schlüter. Die Betroffenen und ihre Angehörigen hätten so einen Ort, der ihr Schicksal repräsentiert.

Millionen von Familiengeschichten

„Die Verbrechen des Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkrieges sind ein Teil von Millionen Familiengeschichten in ganz Europa“, betont Museumsleiter Daniel Logemann. Die Frage „Was hat diese Geschichte mit mir zu tun?“ sei deshalb auch heute noch aktuell. „Sie kann über alle Unterschiede von Erinnerungen hinweg zu einer gemeinsamen Verständigung führen“, so Logemann.

Immer enger werde auch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in Weimar, so Schlüter. So beteilige sich das Museum etwa beim Kunstfest Weimar 2025 mit einer Videoinstallation. Bereits bis 2028 reichen die aktuellen Planungen für Wechselausstellungen, Kunstinstallationen, Kulturveranstaltungen und Konferenzen. Im September dieses Jahres werde etwa eine neue Wechselausstellung auf Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg blicken.

Bildungsort am ehemaligen Täterort

Das Museum gehört zur Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Es gilt laut Verantwortlichen als erstes Museum, das die Geschichte der NS-Zwangsarbeit in ihren gesamteuropäischen Dimensionen vermittelt. Zu finden ist es in einem ehemaligen, sogenannten Täterort: im Gebäude des einzigen während des Nationalsozialismus weitgehend fertiggestellten Gauforum Deutschlands.

Dort war der Amtssitz von Gauleiter Fritz Sauckel geplant, der 1942 zum „Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz“ ernannt worden war. Unter Sauckels Regie wurden Millionen Menschen für Zwangsarbeit verschleppt. Schätzungsweise zwischen 20 und 26 Millionen Menschen mussten während des Zweiten Weltkrieges in den von den Nazis besetzten Gebieten und im Deutschen Reich Zwangsarbeit leisten.

Besonderes zum Tag der Befreiung

Zum heutigen Tag der Befreiung hat das Museum besondere Veranstaltungen geplant, darunter ein Filmabend und eine Lesung mit Tanz und Musik, die am 10. Mai ein weiteres Mal gezeigt wird. Dabei trägt die Göttingerin Ute Delimat einen Text über das Schicksal ihrer Mutter Wiktoria vor, die als 13-Jährige 1940 aus ihrer Heimat Polen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurde.