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Tiere Ein Ameisenvolk zieht nahe Dessau um

In einem Industriegebiet nahe Dessau entsteht ein Erweiterungsbau. Dafür müssen geschützte Rote Waldameisen umgesiedelt werden. Das ist nicht ganz einfach, wie eine Ameisenhegerin berichtet.

Von dpa 02.06.2024, 08:20
In einem Waldstück liegt Zucker um den abgetragenen Waldameisenhügel für restliche Ameisen.
In einem Waldstück liegt Zucker um den abgetragenen Waldameisenhügel für restliche Ameisen. Waltraud Grubitzsch/dpa

Dessau-Roßlau - Ein Volk Roter Waldameisen ist in einem Waldstück eines Industriegebietes zwischen Dessau-Roßlau und Oranienbaum umgesiedelt worden. Um Platz für einen Erweiterungsbau zu machen, wurden die Tiere in Fässern an einen rund 200 Meter weit entfernten neuen Standort gebracht, wie die Ameisenhegerin, Landschaftsarchitektin und Gartenbauingenieurin Frigga Rosenkranz sagte. Bei der Umsiedelung sei besonders wichtig gewesen, die Königin zu erwischen. Ohne sie seien die Ameisen führungslos. Es gebe aber auch Völker mit mehr als einer Königin. Ob die Umsiedlung wirklich gelungen sei, könne man erst nach etwa acht Wochen sagen.

Die Aktion habe für die Tiere eine Riesenaufregung bedeutet, sagte Rosenkranz vom „Förder- und Landschaftspflegeverein Biosphärenreservat Mittelelbe e.V.“. Die Ameisen hätten auf Abwehr geschaltet - entsprechende Gerüche hätten in der Luft gelegen. Weil im ersten Anlauf nicht alle Ameisen eingefangen werden konnten, gibt es mehrere weitere Runden. Die Ameisenhegerin hat nach eigenen Angaben schon etwa vier Ameisen-Umsiedlungen mitgemacht.

Es gehe immer darum, Fehler zu vermeiden. Neben der Königin, die im Mittelpunkt stehe, gehe es auch um die Wahl des neuen Standorts. In diesem Fall herrschten rund 200 Meter entfernt dieselben Bedingungen. Die Tiere mit dem Auto an einen weiter entfernten Ort zu bringen, sei risikoreich unter anderem wegen der Erschütterungen. Zudem könnten zu viele Tiere bei dem Transport erdrückt werden.

Am neuen Standort versuchte die Ameisenhegerin, es den Insekten behaglich zu machen. Sie suchte etwa einen Wurzelstock aus. Um das neue Heim streute sie Zucker. So müssten die Tiere nicht als Erstes auf die Suche nach Futter gehen, sondern könnten gleich fressen, erklärte Rosenkranz.

Die Roten Waldameisen, die auch als Gesundheitspolizei des Waldes bezeichnet werden, vertilgen in der Nestumgebung von fünf bis zwanzig Metern zehntausende Larven und Raupen von Waldschädlingen.