1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Unmengen an Chemikalien: Drogenlabor entdeckt: „Habe so etwas noch nie gesehen“

Unmengen an Chemikalien Drogenlabor entdeckt: „Habe so etwas noch nie gesehen“

Überall Müll, tonnenweise Chemikalien und ein beißender Gestank: In Nauen haben Ermittler ein riesiges Drogenlabor ausgehoben. Der Abbau wird noch Tage dauern.

Von dpa 30.10.2025, 12:28
In der Halle haben Ermittler ein Drogenlabor ausgehoben.
In der Halle haben Ermittler ein Drogenlabor ausgehoben. Michael Ukas/dpa

Nauen - Auf einem Gelände in Nauen (Landkreis Havelland) mit mehreren Betriebshallen haben Ermittler ein riesiges Drogenlabor ausgehoben. Mitarbeiter von Polizei und der Zollfahndung begannen am Donnerstag mit dem Abtransport der Stoffe. Angesichts der schieren Menge an Chemikalien werde der Einsatz noch bis in die kommende Woche hineinreichen, sagte ein Sprecher des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg.

Angaben zur Menge erst kommende Woche

„Das ist eine Dimension, die ist schon sehr beeindruckend.“ Bis man sich einen genauen Überblick über die Menge an Chemikalien verschafft habe, dürfte es noch dauern. Die Stoffe müssten verladen und untersucht werden, dabei müsse aber auch die Gesundheit der Ermittler im Blick behalten werden, fügte der Sprecher hinzu. Belastbare Mengenangaben zur genauen Dimension des Fundes werde es frühestens in der nächsten Woche geben.

Bei einem mehrstündigen Großeinsatz hatten Polizei und Zollfahndungsamt am Mittwoch das Labor in einer angemieteten Lagerhalle in einem Industriegebiet durchsucht. Die Ermittler stießen auf rund 100 Kilogramm fertig hergestellter Drogen, tonnenweise anderer Chemikalien und stellten mehr als 200.000 Euro in bar sicher. Zwei Verdächtige im Alter von 41 und 50 Jahren wurden nach Angaben des Sprechers festgenommen. Der Ältere soll laut Zollfahndung ukrainischer Staatsbürger sein, der Jüngere hat demnach eine polnische Staatsangehörigkeit.

Gegen beide ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Haftantrag beim Amtsgericht Nauen gestellt worden. Der Haftrichter muss noch heute entscheiden, ob die beiden Männer in Untersuchungshaft kommen. 

Einsatzleiter: So ein Labor noch nie gesehen

„Man kann sich dieses Labor nicht wie ein Labor in einer Universität vorstellen“, sagte der Einsatzleiter Henner Grote. Es liege „unheimlich viel Müll vor Ort rum“. Die mutmaßlichen Täter hätten Container voll Müll dort gelagert. Die halbe Halle sei vermüllt auch anliegende Garagen seien betroffen. „Das Besondere ist die Größe: Ich mache die Arbeit seit über 30 Jahren. Ich habe so ein Labor noch nie gehabt.“

„Wir werden die nächsten Tage damit beschäftigt sein, dass Labor abzubauen“, erklärte Grote. Dann würden verschiedene Stoffe beprobt und überlegt, was für die Beweisführung zu sichern sei. Er könne sich nicht vorstellen, dass die beiden Männer allein ein solches Labor hätten betreiben können. „Das werden jetzt die Ermittlungen zeigen.“ Die beiden Männer waren am Mittwoch im Bereich der Halle in einem Wohnobjekt angetroffen worden. Beide ließen sich nach Grotes Angaben „widerstandslos festnehmen“.

Laut Zollfahndungsamt wurden die Drogen 3-CMC und 4-CMC gefunden. Sie gehörten zu den Amphetaminen und seien als Partydroge einzustufen, sagte der Sprecher. Neben den bereits fertigen Drogen seien große Mengen an chemischen Stoffen entdeckt worden, die für die Herstellung benötigt werden. Crystal Meth soll nach bisherigen Erkenntnissen nicht produziert worden sein.

An der Razzia unter der Federführung des Zollfahndungsamtes waren nach den Angaben rund 150 Beamte und Beamtinnen unter anderem von der Bundespolizei beteiligt. Dem Einsatz gingen langwierige Ermittlungen voraus, wie es hieß. Zuständig ist die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder).

Drogenlabore insbesondere im Berliner Umland

Einsatzleiter Grote, der seit Jahrzehnten bei der Drogenfahndung arbeitet, sieht synthetische Drogen stark auf Vormarsch. Berlin mit seiner Partyszene sei der Hotspot für aufputschende Partydrogen. Drogenhersteller würden deshalb öfter rund um Berlin ihre Labore aufbauen. Hier fühlten sie sich abgeschottet, sagte Grote. Zudem seien angemietete Hallen in Brandenburg meist günstiger als in Berlin. 

Zuletzt war im Januar bei einer großangelegten Durchsuchungsaktion in einer Garage in Brielow in der brandenburgischen Gemeinde Betzsee (Landkreis Potsdam-Mittelmark) ein professionell eingerichtetes Labor ausgehoben worden. Dort wurden synthetische Drogen hergestellt. Es wurden mehr als 21 Kilogramm mutmaßliches Amphetamin und weitere Substanzen gefunden, wie es in einer Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Zollfahndungsamt nach Abschluss der Razzia hieß.