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Chemie Domo-Chef: Chemie braucht stärkeren politischen Fokus

Die Domo-Gruppe in Leuna kämpft weiterhin mit hohen Energiepreisen – und setzt große Hoffnungen auf die neue Bundesregierung.

Von dpa 08.05.2025, 13:43
Die Domo-Gruppe in Leuna kämpft mit hohen Energiepreisen.
Die Domo-Gruppe in Leuna kämpft mit hohen Energiepreisen. Jan Woitas/dpa

Leuna - Nach dem Regierungswechsel in Berlin setzt das Chemiewerk Domo in Leuna große Hoffnungen auf die neue Bundesregierung. „Wir würden uns schon erhoffen, dass der Fokus stärker auf die Chemie gelegt wird“, sagte der Vertriebschef des belgischen Unternehmens, Vedran Kujundzic. Die Branche sei mit rund 400.000 Arbeitsplätzen in Deutschland eine zentrale Säule der Industrie und stehe am Anfang vieler Wertschöpfungsketten.

Kujundzic kritisierte die im internationalen Vergleich weiterhin hohen Energiekosten in Europa. Die Preise für Erdgas lägen angesichts des Krieges in der Ukraine aktuell vier- bis fünfmal höher im Vergleich zum US-amerikanischen Markt - und damit deutlich über dem Niveau anderer Weltregionen. Er forderte „einen gesunden Mix“ an Energiequellen, der auch Importe aus Russland nicht grundsätzlich ausschließe - solange geopolitische Bedingungen dies zuließen. Eine einseitige Abhängigkeit, wie sie vor dem Angriffskrieg in der Ukraine bestanden habe, müsse jedoch vermieden werden.

„Perfekter Sturm“ trifft die Produktion

Die wirtschaftliche Lage der Domo-Gruppe sei derzeit durchwachsen, sagte Kujundzic. „Wir erleben gerade den perfekten Sturm.“ Hauptgrund sei die Schwäche des Automobilsektors – der wichtigsten Abnehmerbranche von Domo. Das erste Halbjahr 2024 sei dennoch positiv verlaufen, auch wegen Lieferengpässen, die zu einer stärkeren Nachfrage nach europäischer Produktion geführt hätten. Im zweiten Halbjahr habe jedoch ein massiver Preisdruck durch chinesische Importe die Margen stark belastet. Trotz dieser Herausforderungen bekennt sich das Unternehmen zum Standort Leuna. 

Stillstand mit System

Das Unternehmen produziert in Leuna unter anderem Polyamid-Kunststoffe, die etwa in der Automobilindustrie, im Bauwesen oder in Verpackungen verwendet werden. Aktuell läuft ein geplanter dreiwöchiger Produktionsstopp, bei dem Wartungs-, Reinigungs- und Umbauarbeiten durchgeführt werden. Diese sogenannte „Turnaround“-Maßnahme findet alle 24 Monate statt und dient laut Unternehmen der Sicherheit, Qualität und Zukunftsfähigkeit der Produktion.