«Die Hölle auf Erden»: Feuerinferno in Australien
Sydney/dpa. - Die Waldbrände in Australien haben am Wochenende ein historisches Ausmaß erreicht: Mindestens 84 Menschen kamen ums Leben, mehr als beim «Aschermittwoch» im Jahr 1983 mit 75 Opfern und beim «Schwarzen Freitag» 1939, als 71 starben.
«Da draußen tobt die Hölle auf Erden», sagte John Brumby, Ministerpräsident des betroffenen Bundesstaats Victoria am Sonntag. «Das Ausmaß der Katastrophe übertrifft jede Vorstellung. Einige der Feuer waren einfach nicht zu kontrollieren.» Starke Winde und große Hitze um die 45 Grad trieben seit Freitag die Flammenwalze voran.
Ein Arzt vom Alfred Hospital in Melbourne berichtete, die Straßen in den betroffenen Gebieten seien gesäumt von Autos, die in Panik verlassen wurden. In Autowracks wurden verkohlte Leichen entdeckt. «Man wird vermutlich noch zahlreiche Menschen finden, viele von ihnen dürften nicht überlebt haben», vermutete der Mediziner. Die rund 400 zum Teil absichtlich gelegten Brände zerstörten 750 Häuser und eine Fläche von 2000 Quadratkilometern; das entspricht etwa der doppelten Fläche von Berlin. 30 000 freiwillige Helfer und 37 Löschflugzeuge kämpften gegen das Feuer. Jetzt sollen die Streitkräfte eingreifen.
Die meisten Opfer, 55 Tote, beklagte die Stadt Kinglake. Die alte Goldgräberstadt Marysville 130 Kilometer nördlich von Melbourne sei fast von der Landkarte verschwunden, berichteten australische Medien. Von den Häusern der rund 1000 Einwohner stünde nur noch eine Hand voll. Explodierende Gasflaschen verschärften die Lage. Eine Frau sagte, ihr Wohnort sei nicht mehr wiederzuerkennen. «Ich habe zu Gott gebetet: Lass mir mein Haus. Er hat es mir aus irgendeinem Grund genommen. Ich baue es aber wieder auf», sagte ein 72-jähriger Mann.
«Dies ist eine absolute Tragödie für den Bundesstaat und wir glauben, dass die (Opfer-)Zahlen noch höher werden könnten», erklärte der stellvertretende Polizeichef von Victoria, Kieran Walshe. Die Flammen seien teilweise vier Stockwerke hoch gewesen. Der australische Premierminister Kevin Rudd reiste nach Victoria, um sich selbst ein Bild von den Zerstörungen zu machen.
Nach Angaben des staatlichen Meteorologen Terry Ryan sind die Feuer so stark, dass sie ihr eigenes Wetter schaffen: «Wir nennen das einen Pyrokumulus.» Dabei reißt die heiße Luft Asche mit nach oben. Die entstehenden dunklen Wolken erinnern an einen Gewittersturm.
In Melbourne wurden Temperaturen von 46 Grad gemessen. Der Wind trieb Rauch auch über Australiens größte Stadt Sydney. Dort herrschten an drei aufeinanderfolgenden Tagen Temperaturen von mehr als 40 Grad - ein Hitzerekord. Um weitere mutwillig gelegte Brände zu verhindern, schlossen die Behörden mehrere Nationalparks.
Im Nordosten kämpften die Helfer dagegen nach starken Regenfällen gegen die schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Große Teile von Queensland - rund eine Million Quadratkilometer - waren betroffen. Dutzende Häuser wurden zerstört. Wegen der überfluteten Straßen konnten Rinderherden nicht mehr mit Futter versorgt werden.