Schifffahrt Deutscher Außenhandel hängt stark von wenigen Meerengen ab
Wissenschaftler des Münchner Ifo-Instituts haben Seewege des Welthandels untersucht. Von besonderer Bedeutung ist demnach das Rote Meer, wo derzeit Angriffe der Huthi die Schifffahrt gefährden.

München/Hamburg - Der deutsche Außenhandel hängt einer neuen Ifo-Studie zufolge zu einem erheblichen Teil von Meerengen im Nahen Osten und in Asien ab. Annähernd ein Zehntel der deutschen Importe und Exporte passierte im Jahr 2023 das Rote Meer, wie aus der Studie des Münchner Forschungsinstituts hervorgeht, die das Bundeswirtschaftsministerium beauftragt hat. Das entsprechende Importvolumen lag bei 136 Milliarden Euro.
„Auf dem Seeweg über das Rote Meer kommen verschiedene kritische Rohstoffe oder wichtige Vorprodukte für die Industrie nach Deutschland“, sagte die Co-Autorin der Studie „The Role of Maritime Chokepoints for German International Trade“, Lisandra Flach. Die Passage sei daher von besonderer Bedeutung für Deutschland.
Zu beachten ist, dass deutsche Reedereien derzeit das Rote Meer umfahren, weil die mit Israel verfeindete Huthi-Miliz die Schifffahrt in der Region bedroht. Die Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi begannen im November 2023, mehr als einen Monat nach Beginn des Gaza-Kriegs.
Engstellen im Roten Meer sind der Suezkanal und Meerenge Bab al-Mandab, die das Rote Meer im Süden mit dem Golf von Aden verbindet.
Panamakanal eher unwichtig für deutschen Handel
Auch wichtig für den deutschen Handel sind die Straße von Malakka (8,9 Prozent der Importe) in Südostasien und die Taiwanstraße (7,2 Prozent) zwischen China und Taiwan. China zählt die Taiwanstraße zu seinem Territorium, wogegen Taiwan und Anrainerstaaten protestieren. Die Bedeutung dieser Seewege für den Export liegt auf ähnlichem Niveau wie für den Import.
Vergleichsweise unwichtig ist der Panamakanal: 0,5 Prozent der deutschen Importe passierten diesen. Die Straße von Hormus, mit deren Blockade dieses Jahr der Iran drohte, hatte ebenfalls einen vergleichsweise geringen Anteil von 0,4 Prozent.
Die vom Ifo-Istitut untersuchten Seewege sind von 2019 bis 2023 für Importe wichtiger geworden. Die Bedeutung für Exporte nahm aber ab. Laut der Studie wird etwa die Hälfte des deutschen Warenhandels außerhalb der EU über See abgewickelt.
Reederverband: Abhängigkeit von einzelnen Routen
Der Verband Deutscher Reeder aus Hamburg, der die Interessen der Branche vertritt, kommentierte: Die Studie unterstreiche die hohe Abhängigkeit von einzelnen Seerouten. Bei wichtigen Rohstoffen liege sie teils bei mehr als 90 Prozent. „Angriffe im Roten Meer, Spannungen in der Taiwanstraße oder konkrete Drohungen mit einer Schließung der Straße von Hormus zeigen, wie volatil die Lage ist.“