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Debatte um Corona-Studie Debatte um Corona-Studie: Virologen Drosten und Kekule streiten sich öffentlich

28.05.2020, 07:30
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin.
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin. dpa

Berlin/Halle (Saale) - Unter den deutschen Top-Virologen Christian Drosten aus Berlin und Alexander Kekulé aus Halle ist ein öffentlicher Streit ausgebrochen. Anlass ist ein Beitrag Kekulés im Tagesspiegel, der sich kritisch mit Drostens Studie zur Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern befasst. Kekulés Fazit: Drostens Studie sei wissenschaftlich nicht haltbar und müsse zurückgezogen werden.

Drosten reagierte darauf ebenfalls öffentlich. „Kekulé macht Stimmung. Seine Darstellung ist tendenziös. Er kennt unsere Daten nicht und zitiert falsch“, antwortete der Chefvirologe der Berliner Charite, der auch die Bundesregierung berät, via Twitter. Zudem greift Drosten seinen Kollegen aus Halle direkt an: „Kekulé selbst könnte man nicht kritisieren, dazu müsste er erstmal etwas publizieren.“ In der Wissenschaftsgesellschaft spiele er „keine Rolle“.

Kekulé hatte wie schon andere Wissenschaftler zuvor Methodik und Schlussfolgerungen von Drostens Corona-Studie kritisiert. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen machte der Hallenser das aber via Tageszeitung und nicht im Rahmen wissenschaftlicher Veröffentlichungen.

Dass Drosten darauf so heftig reagiert, könnte eine Reaktion auf die aktuelle Berichterstattung der „Bild“-Zeitung sein, die seit mehreren Tagen versucht, Drosten die Schuld an den bundesweiten Schul- und Kitaschließungen zu geben. Das allerdings wäre komplett falsch. Schulen und Kitas in Deutschland wurden Mitte März geschlossen. Die kritisierte Drosten-Studie erschien Ende April.

Die Studie, mit der Drosten und seine Mitarbeiter überprüfen wollten, ob Kinder genauso ansteckend sind wie Erwachsene, wurde inzwischen von vielen Wissenschaftlern inhaltlich kritisiert. Drosten legt aber Wert darauf, dass bis auf Kekulé kein Forscher die Studie grundsätzlich anzweifelte.

Der Charite-Virologe wies stattdessen immer wieder darauf hin, dass auch deutliche Kritik unter Kollegen grundsätzlicher Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit ist. Studien werden regelmäßig im Rahmen einer „Peer Review“ von Kollegen überprüft und kritisiert. (mz/slo)