DDR-Fußballer DDR-Fußballer: Neue Ermittlungen zum Tod Eigendorfs beantragt

Berlin/dpa. - Der Direktor der BerlinerStasiopfer-Gedenkstätte, Hubertus Knabe, beantragte am Mittwoch dieWiederaufnahme von Mord-Ermittlungen. Eigendorf starb 1983 bei einemAuto-Unfall bei Braunschweig. Immer wieder war spekuliert worden,dass die Stasi dabei ihre Hände im Spiel hatte.
Er habe den Antrag gestellt, nachdem am Dienstag ein frühererInoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi vor dem DüsseldorferLandgericht von einem Mordauftrag berichtete. Diesen Auftrag vom DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) habe er zwar angenommen, abernicht ausgeführt, sagte Knabe der Deutschen Presse-Agentur dpa. DerHistoriker bat die Berliner Staatsanwaltschaft auch um eine Prüfung,ob die Leiche des Fußballers exhumiert werden könne. In MfS-Unterlagen habe es Hinweise auf eine Vergiftung gegeben.
«Wenn sich neue Gesichtspunkte ergeben, wird das Verfahren wiederaufgenommen», sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft,Martin Steltner, der dpa. «Mord verjährt nicht.» Die Anklagebehördehatte den Fall über Jahre geprüft, zuletzt waren die Ermittlungen2004 eingestellt worden. Handfeste Beweise wurden nicht gefunden.
Lutz Eigendorf spielte in der DDR für den BFC Dynamo Berlin - denLieblingsclub von Stasi-Chef Erich Mielke. Vier Jahre nach Eigendorfs«Republikflucht» krachte das Auto des 26-Jährigen gegen einen Baumbei Braunschweig. Der Spieler hatte 2,2 Promille Alkohol im Blut.Zeugen hatten allerdings beteuert, dass er nicht so viel getrunkenhatte, als er ins Auto stieg.
Der mehrfach vorbestrafte Ex-Stasi-IM war in Düsseldorf wegenschweren Raubes zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der65-Jährige erzählte in dem Prozess auch, dass er Eigendorfliquidieren sollte. Die Stasi-Verpflichtungserklärung habe er nurunterschrieben, um seine Frau aus der DDR in die Bundesrepubliknachzuholen, sagte der frühere DDR-Boxmeister.
Bis zu 50 hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter sollen auf Eigendorfangesetzt gewesen sein, nachdem dieser sich in den Westen abgesetzthatte, hatte der Buch- und Filmautor Heribert Schwan recherchiert. Erhatte in Stasi-Akten Hinweise auf ein als Unfall getarntes Mord-Komplott entdeckt. Eigendorf hatte nach einem Spiel einen Stadtbummelin Gießen zur Flucht genutzt. Er wurde dann beim 1. FC Kaiserslauternangestellt. Mielke selbst soll den Mord angeordnet haben.
Der Autor des Buches «Tod dem Verräter» fand auch Hinweise auf denheute 65 Jahre alten Ex-IM. Demnach soll dieser aus einem DDR-Gefängnis in die Bundesrepublik entlassen worden sein, um sich anEigendorfs Fersen zu heften. Ermittlungen zu dem früheren Spitzelverliefen aber im Sande - seine Stasi-Akten für die Jahre 1980 bis1983 fehlten.