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Daum-Prozess Daum-Prozess: Kein Ende in Koblenz abzusehen

05.02.2002, 13:46
Der Ex-Bundesliga-Trainer Christoph Daum (2.v.l) verlässt vorm Saal im Koblenzer Landgericht. Daum wird zur Last gelegt, in mindestens 63 Fällen Kokain erworben zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat am Dienstag beantragt, den Gutachter der Haarproben als Zeugen zu vernehmen. Außerdem sollten der Notar, der beim Abschneiden der Haaredabei war, und Bayer Leverkusens Manager Reiner Calmund, der die Haarprobe zu dem Gutachter gebracht hatte, gehört werden.
Der Ex-Bundesliga-Trainer Christoph Daum (2.v.l) verlässt vorm Saal im Koblenzer Landgericht. Daum wird zur Last gelegt, in mindestens 63 Fällen Kokain erworben zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat am Dienstag beantragt, den Gutachter der Haarproben als Zeugen zu vernehmen. Außerdem sollten der Notar, der beim Abschneiden der Haaredabei war, und Bayer Leverkusens Manager Reiner Calmund, der die Haarprobe zu dem Gutachter gebracht hatte, gehört werden. dpa

Koblenz/dpa. - Ein mehrmaliger Schlagabtausch zwischen Staatsanwaltschaft undVerteidigung am 16. Verhandlungstag deutete auch nicht auf einerasche Verständigung zwischen beiden Seiten hin. Darüber war in denMedien nach einem vertraulichen Gespräch zwischen Anklägern undVerteidigern in der vergangenen Woche noch spekuliert worden. DieErste Große Strafkammer äußerte sich am Dienstag auch nicht zu einerkürzlich vom Oberlandesgericht Koblenz angeregten Abtrennung desDaum-Prozesses von dem Verfahren gegen zwei Mitangeklagte.

Staatsanwalt Jörg Angerer beantragte am Dienstag, den KölnerRechtsmediziner Prof. Herbert Käferstein als Gutachter derumstrittenen Haarprobe des Fußball-Lehrers bald als Zeugen zuvernehmen. Dessen Untersuchung von Daums Haare hatte den Wert eineshochgradig abhängigen Kokain-Konsumenten ergeben. SpätereGegengutachten entlasteten den Coach jedoch. Daraufhin waren erneutGerüchte aufgekommen, die Haarprobe könnte vertauscht worden sein.

Angerer beantragte daher auch die Vernehmung von Daums Notar, derbeim Abschneiden der Haare dabei war. Außerdem sollte BayerLeverkusens Manager Reiner Calmund als Zeuge gehört werden, weil erDaums Haarprobe Käferstein offenbar überbracht habe, ergänzte derStaatsanwalt.

Auf die Frage von Ankläger Ludger Griesar, ob Daum bereit sei,seinen Notar und Käferstein von der Schweigepflicht zu entbinden,antwortete Daums Anwalt Rolf Stankewitz, die Verteidigung werde dazu«zu gegebener Zeit Stellung nehmen, aber mit Sicherheit nicht jetzt».An diesem Verhandlungstag habe sie sich auf ein anderes Programmvorbereitet. Der Vorsitzende Richter zeigte sich verwundert. In einemZivilverfahren könnte in diesem Fall von «Beweisvereitelung»gesprochen werden.

Daums zweiter Verteidiger Ralph Mayer kritisierte erneut, dass deram 5. März geladene mutmaßliche Hauptbelastungszeuge ein Spitzel derStaatsanwaltschaft sei, dessen wahre Identität in den Akten bewusstverschleiert werde. Dieser Mann sei auf Daum und die beidenMitangeklagten «zielgerichtet angesetzt» worden. Angerer erklärte,zur Identität von V-Männern nehme die Staatsanwaltschaftgrundsätzlich keine Stellung.

Der Koblenzer Oberstaatsanwalt Horst Josef Leisen sagte als Zeugeaus, Daums Anwälte Rolf Stankewitz und Nikolaus Schmitte hätten mitihm vor Prozessbeginn ein vertrauliches Gespräch geführt. Dabeihätten sie zugegeben, sich normalerweise vor allem um Zivilrecht zukümmern und keine «profunde Sachkenntnis» im Strafrecht zu haben.Über den ehemaligen Bundesliga-Trainer hätten seine Anwälte gesagt,«das sei nun einmal kein einfacher Mandant», ergänzte Leisen.

Die Anklage hält Daum den unerlaubten Erwerb von jeweils 3 bis 5Gramm Kokain in 63 Fällen sowie die Anstiftung zur Beschaffung vongleich 100 Gramm der Droge vor. Der Prozess soll am 13. Februar(Aschermittwoch) fortgesetzt werden.