Chemnitzer Tierpark Chemnitzer Tierpark: «Es ist einfach nur furchtbar»
Chemnitz/MZ. - Am Samstagvormittag hatte sich auf dem Geländeeiner der schrecklichsten Unfälle seit Bestehender Einrichtung ereignet. Beim Reinigen desGeheges wurde eine 23-jährige Pflegerin vondem persischen Zuchtleoparden "Baku", derdurch zwei geöffnete Schieber zu ihr gelangte,angegriffen und getötet. PolizeisprecherinJana Kindt: "Die junge Frau erlitt erheblicheBissverletzungen an Hals und Kopf. Der Notarztkonnte nur den sofortigen Tod feststellen."
Tierparkchef Hermann Will war sichtlich entsetzt."Die junge Frau war gerade mit ihrer dreijährigenAusbildung fertig geworden, zählt seit Julizu unserem Team", sagt er. Und: Er habe siefrühmorgens bei seinen Rundgang durch dieAnlage gefunden.
Z-TITEL: "Die junge Frau erlitt erhebliche Bissverletzungenan Hals und Kopf."
Jana Kindt
Polizeisprecherin
Wiekonnte es zu dem Unfall kommen? Der Tierparkchefzuckt mit den Schultern: "Ich kann es mirnicht erklären." Zumindest bestätigte er diePolizeiangaben: Zwei Schieber, die den Zwischenraumvon Freigehege und Stallbox trennten, warengeöffnet gewesen, obwohl sie nicht hättenoffen sein dürfen. Bisher war der TierparkChemnitz immer stolz auf seine Leoparden,die in freier Wildbahn als stark bedroht geltenund in nur ganz wenigen zoologischen Einrichtungennoch gezüchtet werden. Auch die Großkatze,die die Pflegerin getötet hatte, galt lautWill als "nicht aggressiv".
Für Steffen Mehl, Vorsitzender desArche-Noah-Fördervereins des Tierparks, istder Unfall erneuter Anlass, mahnend die Stimmezu heben: "Wir müssen unbedingt dafür sorgen,dass die Einrichtungen so schnell wie möglichneue großzügigere Gehege erhalten."
Bereits in den 80er Jahren, erinnert er sich,hatte ein Braunbär im Chemnitzer Tierparkeinen Pfleger angegriffen und getötet. 2004war es erneut zu einer Attacke gekommen. Derbetagte Löwe Sultan hatte eine Tierpflegerinangefallen, die den Angriff nur schwer verletztüberlebte. Wer bei dem neuerlichen Unglückdie Schuld trägt, ob es Leichtsinn war, obes Pflichtverletzungen weiterer Personen gegebenhatte, darüber gab es gestern noch keine Aussagen. OberbürgermeisterinBarbara Ludwig war, als sie Samstagvormittagvon dem Unfall hörte, sofort in den Tierparkgefahren. Die Erschütterung stand ihr deutlichins Gesicht geschrieben. Sie hatte sich zurUnglückszeit jahreszeitgemäß um 11.11 Uhrauf dem Neumarkt befunden, dort symbolischan die Chemnitzer Karnevalisten den Schlüsselabgegeben.
Nur wenige Minuten, nachdem sie von der Bühnestieg, kam über Handy der Anruf mit der tödlichenNachricht. "Es ist einfach nur furchtbar",rang Barbara Ludwig erschüttert nach Worten."Ein junger Mensch ist zu Tode gekommen."
Die Autorin ist Redakteurin der Freien Presse in Chemnitz