1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Charité Berlin: Charité Berlin: Noch sind viele Fragen offen

Charité Berlin Charité Berlin: Noch sind viele Fragen offen

Von Julia Haak undThorkit Treichel 21.10.2012, 21:21

Berlin/MZ. - Juli 2012: Laut Senatsgesundheitsverwaltung sollen sich zwei Frühgeborene an der Charité mit Serratien-Keimen infiziert haben. "Diese Fälle wurden aber als Einzelfälle eingeordnet und nicht als Ausbruchsgeschehen und somit nicht dem Gesundheitsamt gemeldet", sagte gestern Sprecherin Franciska Obermeyer. Rückwirkend müssten die damaligen Fälle als Infektionsausbruch gewertet werden. Die im Sommer erkrankten Babys überlebten.

8. Oktober: Bei zwei weiteren Kindern wird derselbe Keim in Blutkulturen nachgewiesen. Ein Säugling soll laut Charité "zwischen dem 8. und 12. Oktober" gestorben sein. Der Ärztliche Direktor der Charité Ulrich Frei wollte unter Hinweis auf die ärztliche Schweigepflicht weder zum Geburtstag noch zum Todeszeitpunkt und zum Geschlecht des Kindes Angaben machen. Das Kind ist im Virchow-Klinikum mit einem Herzfehler zur Welt gekommen und wurde auf der Intensivstation behandelt. Dann wurde es für eine Operation ins Deutsche Herzzentrum verlegt. Die Operation glückte, aber das Kind erlitt eine Blutvergiftung, für die die Serratien-Keime verantwortlich gemacht werden. Das Kind soll vor der Verlegung ins Herzzentrum negativ auf die Keime getestet worden sein. Im Nachhinein sind die Keime aber nachgewiesen worden. Der 8. Oktober gilt den Experten nun als Tag, an dem die Infektion ausbrach. Das Gesundheitsamt des Bezirks Mitte wurde an dem Tag, an dem die Keime entdeckt wurden, eingeschaltet. Das Amt informierte wiederum das Landesamt für Gesundheit und Soziales sowie die Senatsgesundheitsverwaltung.

In der gleichen Zeit wurden alle Patienten der Neonatologie sowie das Pflegepersonal auf diese Erreger untersucht. Die Station wurde aufgeteilt: in mit dem Bakterium besiedelte und in nicht besiedelte Patienten. "Das ist ein übliches Vorgehen, man legt betroffene Fälle zusammen und nicht betroffene", sagte Klinikdirektor Frei.

Seit dem Ausbruch sucht die Charité nach der Infektionsquelle. Es würden hunderte von Proben analysiert, so der Klinikdirektor. Milchpumpen und Lösungen seien untersucht worden - bisher allerdings ohne Erfolg. Beim Klinikpersonal habe man die Händehygiene mit Hilfe von UV-Licht überprüft, ohne Mängel aufzudecken.

19. Oktober: Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) bestellt Vertreter der Charité, des Gesundheitsamtes und der Senatswissenschaftsverwaltung ein. Der Senator schlug nach Angaben seiner Sprecherin dem Krankenhaus vor, die Öffentlichkeit über den Keimbefall zu informieren.

20. Oktober: Die Charité teilt auf einer Pressekonferenz mit, dass ein Aufnahmestopp für zwei der fünf neonatologische Stationen am Campus Virchow-Klinikum verhängt worden sei.

21. Oktober: Zurzeit sind laut Charité sieben Frühchen erkrankt, 15 weitere Patienten tragen die Keime in sich, ohne dass die Krankheit bislang ausgebrochen ist. Die infizierten Patienten wurden mit Antibiotika behandelt. Ihr Zustand hat sich nach Klinikangaben stabilisiert und verbessert. Frei sagte, das Klinikum sei nach den üblichen, für solche Fälle vorgesehenen Vorschriften vorgegangen. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich bei den Frühgeborenen um höchst gefährdete Patienten handele. Bei nur 500 Gramm schweren Babys sei die Sterblichkeit hoch. 20 Prozent der Kinder überlebten nicht.