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Mobilität BVG startet größtes Pilotprojekt für autonome Kleinbusse

Fünf E-Kleinbusse starten im Berliner Nordwesten – noch ohne Fahrgäste. Was die BVG beim autonomen Fahren mit Testgruppen und App-Buchung vorhat.

Von dpa Aktualisiert: 17.10.2025, 18:02
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und Verkehrssenatorin Ute Bonde (beide CDU, l) sitzen im neuen Shuttle für das autonome Fahren schon mal Probe.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und Verkehrssenatorin Ute Bonde (beide CDU, l) sitzen im neuen Shuttle für das autonome Fahren schon mal Probe. Carsten Koall/dpa

Berlin - Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) starten ihr bislang größtes Pilotprojekt für autonomes Fahren. Ab den kommenden Tagen sind im Nordwesten der Hauptstadt fünf vollelektrische Kleinbusse unterwegs. Zunächst absolvieren sie Test- und Vermessungsfahrten ohne Fahrgäste, wie BVG-Chef Henrik Falk beim offiziellen Start des Vorhabens mitteilte. Im ersten Halbjahr 2026 soll dann der Probebetrieb mit Fahrgästen und einer Sicherheitsperson an Bord beginnen und etwa ein Jahr andauern. Dazu will die BVG feste Testgruppen bilden: Wer Lust hat mitzumachen, kann sich ab Anfang kommenden Jahres bewerben. 

Bei dem Pilotprojekt geht es laut BVG darum, autonome Lösungen in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einzubinden. Das Testgebiet umfasst 15 Quadratkilometer in den Bezirken Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf und Reinickendorf, vor allem nördlich der U7. 

Auf einer Gesamtstrecke von 55 Kilometern sollen die Shuttles rund 80 Bushaltestellen und andere Haltepunkte anfahren. Kunden - also ab 2026 zunächst die Testgruppe - können sie mit Hilfe einer App bestellen und Fahrten buchen, um zum Beispiel zum nächsten S- oder U-Bahnhof zu kommen. Verkehren sollen sie montags bis freitags zwischen 09.00 und 16.00 Uhr. 

Neue Qualität 

Seit 2017 erprobt die BVG bereits in mehreren kleineren Projekten das autonome Fahren. Anders als bei diesen Versuchen sind die mit zahlreichen Kameras und Sensoren und mit viel Elektronik ausgestatteten neuen Fahrzeuge vom Typ VW ID. Buzz AD nach BVG-Angaben in der Lage, auf dem sogenannten Autonomielevel vier zu fahren. Dieses Level ist Voraussetzung für einen komplett fahrerlosen Betrieb. Während der Testfahrten ist allerdings noch eine Person auf dem „Fahrersitz“ dabei, um die Abläufe zu kontrollieren und im Notfall einzugreifen. Zusätzlich werden die Fahrzeuge aus einer Projektleitstelle fernüberwacht. 

Mehr autonome Busse ab 2027 

Die BVG hat sich das Ziel gesetzt, den autonomen Fahrbetrieb nach Abschluss des Pilotprojekts Mitte 2027 auf Basis der bis dahin gesammelten Erfahrungen auszuweiten und zu verstetigen. Der autonome Fortschritt solle dann zum festen Bestandteil der Hauptstadt-Mobilität werden, sagte Falk, der vom Beginn einer neuen Ära und sogar von einer „Revolution“ sprach. 

„Egal in welcher Lebenssituation: Mit autonomen Fahrzeugen können wir perspektivisch ein völlig neues Mobilitätssystem schaffen, welches wirklich auf die persönlichen Bedürfnisse der Menschen in unserer Stadt eingeht“, so Falk. Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) ergänzte: „Wir fangen ganz klein an, um es dann ganz großzumachen.“ 

Förderung vom Bund 

Bei dem Projekt arbeitet die BVG mit zahlreichen Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Dazu gehören die Volkswagen-Tochter Moia, die ein ähnliches Projekt bereits in Hamburg umsetzt, die Technische Universität Berlin, das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (Ikem) und der Berliner Senat. Das Bundesverkehrsministerium fördert den Versuch mit 9,5 Millionen Euro. 

„Autonomes Fahren ist der Schlüssel zur Mobilität der Zukunft“, erklärte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) beim offiziellen Start. „Es steht vor allem für mehr Effizienz und mehr Teilhabe im Straßenverkehr für Bürgerinnen und Bürger.“ Projekte wie die geplanten autonomen Shuttles im Berliner Nordwesten seien daher wegweisend für den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland. „Hier wird echte Pionierarbeit geleistet, die weit über die Region und die Stadt Berlin hinausstrahlen wird.“ 

Aktuell können Fahrgäste in etwa 15 deutschen Städten im Rahmen von Pilotprojekten fahrerlose Busse nutzen. Ziel müsse sein, möglichst rasch vom Probe- in den Echtbetrieb überzugehen, sagte Schnieder.