Bundestrainer-Auto erneut bei Ebay: Bundestrainer-Auto erneut bei Ebay: Warum will niemand den Benz von Jogi Löw?

Halle (Saale) - Die Haarlocke von John Lennon, Marilyn Monroes Lippenstift, Hermann Görings Unterhose: Alles, was Personen der Zeitgeschichte einmal getragen oder auch nur angefasst haben, wird irgendwann zu Goldstaub. Findige Unternehmer wittern das große Geschäft mit dem großen Namen. Ähnlich sollte das auch bei einem ehemaligen Vehikel des jetzigen Bundestrainers Joachim „Jogi“ Löw passieren. Doch nicht immer funktionieren die Mechanismen des Personenkultes.

Die Geschichte beginnt mit einer Tragödie im beschaulichen Reinsdorf im Burgenlandkreis. Dort brannte das Vereinshaus des hiesigen Reinsdorfer SV ab. Der Verein hatte keine Mittel für den Wiederaufbau. Eine Spendenaktion sollte helfen. Und siehe da: In kürzester Zeit kamen mehr als 10.000 Euro zusammen. Dann kommt Jogi Löw ins Spiel, oder besser gesagt: sein ehemaliges Gefährt. Ein Autohausbesitzer aus Herzberg am Harz, ein Bekannter des Vereinschefs aus Reinsdorf, will den Kickern helfen. Er kauft den alten Benz von Jogi Löw. Von 2001 bis 2004 beförderte der Mercedes E-Klasse den damaligen Trainer in Österreich (FC Tirol Innsbruck und Austria Wien) von A nach B. Als Löw Co-Trainer der Nationalelf wurde, stieß er den Wagen verständlicherweise ab.

Bei der Ebay-Auktion sollte weiteres Geld für den Reinsdorfer Verein akquiriert werden. Der Deutsche Fußballbund gab ein Autogramm des Trainers auf einem Trikot der Nationalmannschaft dazu. So weit, so gut.

Im Juli 2015 ersteigerte ein Schweizer das Löw-Auto für 14.000 Euro. Der Verein verdoppelte damit die Spendensumme. Sektkorken knallten in Reinsdorf, allein der Käufer wollte nicht zahlen und reagierte nicht auf Nachfragen. Ebay bot den Benz den Bietern, die am zweit- und drittmeisten geboten hatten, an. Doch das Löw-Auto hatte scheinbar seinen Reiz verloren.

Der Anbieter stellte den Benz erneut ins Netz. Dieses Mal fand man einen Käufer, der auch kaufwillig war. Jürgen Winkler aus München zahlte die 14.000 Euro. Behalten wollte er die Löw-Karre aber nicht. Sein Neffe Benedikt Daller nahm sich der Sache an und, Überraschung, stellte den Wagen erneut bei Ebay ein. Den karitativen Zweck des Löw-Mobils nahm er gerne auf und spendete pro Gebot fünf Euro an die „Manuel Neuer Kids Foundation“, die sich für die Chancengleichheit von benachteiligten Kindern einsetzt.

Die Strahlkraft des Bundestrainers reichte aber nicht aus, das Auto wurde rumgereicht wie eine heiße Kartoffel. Ein Autohaus in Weilheim kaufte den Wagen schließlich. Der Preis wurde nicht bekanntgegeben, dürfte aber unter den 14.000 Euro gelegen haben. Dennoch bieten die neuen Besitzer den Benz jetzt wieder an wie sauer Bier. „Hohes Potential des Wertzuwachses, eine gute Wertanlage“, heißt es in der Anzeige, die am Tag nach dem deutschen Viertelfinale, also am Sonntag, endet. Derzeit liegt das Höchstgebot bei 11.450 Euro.

Wer Interesse an einem 15 Jahre alten Mercedes mit 217.000 Kilometern auf dem Tacho hat, sollte jetzt zuschlagen. Ach so, auf den Fahrersitz saß einst übrigens ein Immobilienmakler, Name unbekannt. Und ein gewisser Joachim hat auch mal seinen Hintern in den Fahrersitz gedrückt.  (mz)