Bremen Bremen: Häftling flüchtet aufs Dach von Justizvollzugsanstalt

Bremen/dpa. - Dem 20 Jahre altenUntersuchungsgefangenen war es am Vormittag nach Beendigung einerFreistunde gelungen, auf das etwa 20 Meter hohe Dach zu steigen, wiedas Justizressort mitteilte. Er war an einem Gerüst hochgeklettert,das für Sanierungsarbeiten am Haus befestigt war. Nach fünf Stundengab er auf. Nach Angaben der Gefängnisleitung hätte der junge Mannvon dem Dach aus das Gelände der Anstalt nicht verlassen können.
Erst vor wenigen Wochen hatte in Dresden eine Kletteraktion desgeständigen Peinigers der Schülerin Stephanie für Aufsehen gesorgt.Mario M. war während eines Hofgangs auf das Dach einesGefängnisgebäudes geklettert und hatte dieses erst nach 20 Stundenwieder verlassen.
Der junge Mann in Bremen forderte, seine Mutter und seine Freundinsprechen zu dürfen. Die Mutter hätte aber am Montag sowieso einenBesuchstermin gehabt. Nach Angaben der Anstaltsleitung wurde dem 20-Jährigen ein Handy gebracht. Zeitweilig saß er auf dem Dach,telefonierte und rauchte. Zwei Beamte versuchten auf einer Drehleitermehrmals, ein Gespräch mit dem Häftling zu führen. Schließlich begannes zu regnen. Nach fünf Stunden gab der junge Mann auf und wurde miteinem Hubsteiger auf den Hof des Gefängnisses zurückgebracht. Danndurfte er ein Gespräch mit seiner Mutter führen, die inzwischeneingetroffen war.
Der Hintergrund der Aktion des 20-Jährigen liegt nach Angaben desJustizressorts möglicherweise in dem gegen den Jugendlichen laufendenStrafverfahren wegen sexueller Nötigung und anderer Delikte. Währendsich der Häftling auf dem Dach aufhielt, hatte das Justizressortkeine näheren Angaben zu der Flucht gemacht. Man wolle ihm kein Forumbieten, hatte eine Sprecherin erklärt.
Nach Angaben des Justizressorts soll der Vorfall nun untersuchtwerden. «Es ist ärgerlich, dass es dem Gefangenen gelungen ist, aufdas Dach zu steigen», sagte der Bremer Justizstaatsrat Ulrich Mäurer.«Die Aktion zeigt aber auch, dass wir uns nicht von Gefangenenerpressen lassen. Ohne Aufgabe hätte er die Nacht wohl auf dem Dachverbracht.»