Braunbär Braunbär: Abschuss von «Bruno» beschäftigt nun EU

München/Rom/dpa. - Der Abschuss von Braunbär «Bruno» ruft immermassivere Proteste hervor und beschäftigt nun auch die EU. Italien legte am Mittwoch bei der EU-Kommission Protest gegen die Tötung von «JJ1» ein, wie der aus Norditalien eingewanderte Bär offiziell heißt.Mit ihrem Protest will die italienische Regierung erreichen, dass derArtenschutz künftig auf EU-Ebene geregelt wird.
Auch von Privatpersonen hagelte es weiter Proteste gegen dieHaltung der Bayerischen Staatsregierung. Bei zahlreichenStaatsanwaltschaften und Polizeirevieren ging eine Flut vonStrafanzeigen gegen Politiker und die Jäger ein, die «Bruno»abschossen.
Aus dem Obduktionsbefund von «Bruno» geht indessen hervor, dassder Bär möglicherweise doch nicht sofort tot war, wie BayernsUmweltstaatssekretär Otmar Bernhard (CSU) noch am Montag gesagthatte. In einer Mitteilung des Ministeriums vom Mittwoch heißt es,«JJ1» sei mit zwei Schüssen niedergestreckt worden. «Die beidenProjektile führten zu umfangreichen Verletzungen in Lunge und Leber»,heißt es weiter.
Es könne davon ausgegangen werden, «dass die inneren Verletzungenzu einem schnellen Tod des Bären» führten. Das Ministerium spricht indem Zusammenhang von einem «waidgerechten» Abschuss. «Bruno» war amMontag im Morgengrauen an der Rotwand im Landkreis Miesbach aufAnordnung des Ministeriums von Jägern erschossen worden.
Italien brachte das jähe Ende des Braunbären beim Rat der EU-Umweltminister in Luxemburg aufs Tapet und forderte von derEuropäischen Kommission in Brüssel, der Artenschutz müsse künftig aufEU-Ebene und nicht nur innerhalb nationaler Grenzen geregelt werden.Durch den formalen Protest gegen die Tötung «Brunos» will dieitalienische Regierung erreichen, dass die EU beim Schutzaussterbender Tierarten besser kooperiert.
Nicht nur bei der zuständigen Staatsanwaltschaft München II,sondern auch bei anderen Anklagebehörden und bei Polizeidienststellenging «eine Vielzahl» von Anzeigen ein, wie der LeitendeOberstaatsanwalt Rüdiger Hödl sagte. «Anzeigen kommen laufend - beiuns sind es jetzt 15.» Sie richteten sich gegen BayernsUmweltminister Werner Schnappauf (CSU) und die beim Abschussbeteiligten Jäger. In den Strafanzeigen werden unter anderem Verstößegegen Jagdschutzgesetze und das Tierschutzgesetz genannt. «Wir prüfendas - danach entscheiden wir, ob wir ein Ermittlungsverfahreneinleiten und gegen wen», sagte Hödl. Die Entscheidung fallefrühestens kommende Woche.
Unterdessen wurde in Fachkreisen die Vermutung laut, «Bruno» hättevielleicht eine Überlebenschance gehabt, wenn sein Problemverhaltenfrüher erkannt worden wäre. «Je früher man beim Problembär eingreift,desto eher ist eine Chance zur Umerziehung gegeben», sagte deroberösterreichische Bärenanwalt Walter Wagner der dpa. Dasösterreichische Bundesland Tirol, wo sich «Bruno» auch regelmäßigaufgehalten hatte, schloss sich am Mittwoch dem Bärenmanagement derAlpenrepublik an.
Bis «Bruno» ausgestopft zu bewundern sein wird, dürfte es Herbstwerden. «Die Position, die der Bär für seine Betrachter einnimmt,will unter didaktischen und wildbiologischen Aspekten gut überlegtsein», erläuterte Ministeriumssprecher Roland Eichhorn. DieAuseinandersetzung über den Ausstellungsort von «Bruno» geht indessenweiter. Während der Freistaat das Tier im Münchner Museum «Mensch undNatur» zeigen will, kündigte Ex-Skistar Markus Wasmeier an, er werdesich darum bemühen, dass der Bär in sein 25 Hektar großesBauernhofmuseum in Schliersee kommt. Doch auch die SchlierseerNachbargemeinde Bayrischzell beansprucht «Bruno» für sich.
In der Region um den Schliersee stornieren aus Protest gegen dieErschießung des Bären immer mehr Gäste ihren Urlaub. Bei denKurverwaltungen seien mittlerweile einige dutzend Absageneingegangen, hieß es.

