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Brandenburg Brandenburg: Wasserpegel an der Oder fallen wieder

29.05.2010, 10:06
Anwohner des Buschmühlenweges in Frankfurt (Oder) arrangieren sich am Samstag mit dem Hochwasser vor ihrer Tür. (FOTO: DPA)
Anwohner des Buschmühlenweges in Frankfurt (Oder) arrangieren sich am Samstag mit dem Hochwasser vor ihrer Tür. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Frankfurt (Oder)/dpa. - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dieHelfer im Kampf gegen das Oder-Hochwasser und die Deichsanierungenseit der verheerenden Flut 1997 gelobt. Die Bemühungen, Deiche undInfrastruktur in den vergangenen 13 Jahren zu verbessern, hätten sich«unglaublich» ausgezahlt, sagte sie am Samstag in Frankfurt (Oder).Angesichts der Wassermassen betonte die CDU-Politikerin: «Die Gefahrist noch nicht vorbei.» Die Kanzlerin informierte sich gemeinsam mitBrandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und FrankfurtsOberbürgermeister Martin Wilke (parteilos) über die Lage an der Oder.

In Frankfurt wie auch für den südlichen Oderabschnitt galt vorerstweiter die höchste Alarmstufe 4, bei der Deiche überflutet werdenkönnen. Inzwischen hat das Hochwasser in Brandenburg seinen Höhepunkterreicht, aber bisher zu keinen größeren Überschwemmungen oderSchäden geführt. Die Wasserstände im südlichen Brandenburg sindinzwischen stabil - bei leicht fallender Tendenz, während dieFlutwelle am Samstag den Norden erreichte. Es war allerdingsfraglich, ob für für diese Region überhaupt noch die Alarmstufe 4ausgelöst wird. Bisher zeichne sich dies nicht ab, sagtenübereinstimmend Sprecher der Kreise Märkisch-Oderland und Uckermark.

Erste Station von Merkels Besuch war das örtliche Amt für Brand-,Katastrophenschutz und Rettungswesen. Anschließend gingen dieRegierungschefin und ihre Begleiter unter den Augen zahlreicherSchaulustiger zu einer Spundwand, die das Oder-Hochwasser aus derStadt halten soll. Dort kletterte Merkel auf eine Leiter, um denvorbeiströmenden Fluss zu beobachten und einen Blick auf das amanderen Ufer liegende polnische Slubice zu werfen.

Die Situation sei gegenwärtig fast wieder so schlimm wie vor 13Jahren, meinte die Kanzlerin. Mit Blick auf die Abwehrmaßnahmen sagtesie anerkennend, es gebe eine «sehr, sehr eingespielteorganisatorische Struktur». «Ich habe den Eindruck, dass mitHochdruck gearbeitet wird.» Merkel kündigte Hilfe an, sollte sienötig sein. Besonders hob die Kanzlerin das gute Verhältnis zwischenDeutschen und Polen hervor, die gleichermaßen vom Hochwasserbetroffen sind. «Hier gibt es ein ganz enges Miteinander.»

Sowohl Merkel als auch Platzeck warnten zum gegenwärtigenZeitpunkt vor schwindender Aufmerksamkeit und Nachlässigkeit. «Wirsind erst durch, wenn das Wasser durch ist», betonte Platzeck. DieHöhe des Schadens, den die Flut angerichtet habe, könne derzeit nochnicht beziffert werden. Sie werde aber nicht vergleichbar sein mitder von 1997. Der südlichste Pegel in Ratzdorf zeigte amSamstagnachmittag 6,17 Meter an, nachdem er schon bei 6,30 Metergelegen hatte. In Frankfurt (Oder) ging das Wasser von vormals fast6,00 auf 5,94 Meter zurück.

Die Lage an der Oder sei unter Kontrolle, sagte der Sprecherdes Innenministeriums, Ingo Decker. Dies galt nach Angaben desörtlichen Krisenstabes auf polnischer Seite auch für FrankfurtsNachbarstadt Slubice. Nach wie vor sind laut Decker einige hundertHelfer im Einsatz, darunter allein 210 Beamte der BrandenburgerPolizei.

Am Vormittag nahm eine polnische Delegation im brandenburgischenKatastrophenschutzlager in Beeskow (Oder-Spree) Hilfsgüter zur Abwehrdes Hochwassers in Empfang. Innenminister Rainer Speer (SPD) übergab600 000 Sandsäcke, zwei Boote und drei Notstromaggregate. Brandenburgstehe mit seinen Freunden aus der Partner-Woiwodschaft Lebuser Land«zusammen im Kampf gegen die Gefahren», sagte Speer. «Das Hochwasserkennt keine Grenzen.»

An der Spitze der Delegation aus Polen stand der Marschall derWoiwodschaft, Marcin Jablonski. Die Woiwodschaft hatte am Freitag ummaterielle Unterstützung gebeten. In Beeskow lagern unter anderemmehr als drei Millionen Sandsäcke, Sandabfüll-Maschinen, Pumpen undZelte. In Polen kamen nach amtlichen Angaben bisher 21 Menscheninfolge des Hochwassers an den Flüssen ums Leben.

Ein Mann prüft am Freitag in einer überfluteten Straße im Stadtteil Fürstenberg in Eisenhüttenstadt (Kreis Oder-Spree) in Brandenburg an der Oder mit seinem Zollstock den Pegel. (FOTO: DPA)
Ein Mann prüft am Freitag in einer überfluteten Straße im Stadtteil Fürstenberg in Eisenhüttenstadt (Kreis Oder-Spree) in Brandenburg an der Oder mit seinem Zollstock den Pegel. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild
An der Gaststätte «Oderblick» wurden am Donnerstag im brandenburgischen Lebus (Märkisch-Oderland), nördlich von Frankfurt (Oder), bereits ein Parkplatz und eine Straße vom Hochwasser überflutet. (FOTO: DPA)
An der Gaststätte «Oderblick» wurden am Donnerstag im brandenburgischen Lebus (Märkisch-Oderland), nördlich von Frankfurt (Oder), bereits ein Parkplatz und eine Straße vom Hochwasser überflutet. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild