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Brandenburg Brandenburg: Neugierige besuchen den blauen Storch

Von Michael Klug 10.04.2010, 20:24
Ein blauer Storch klappert zur Begrüßung mit seinem Schnabel im brandenburgischen Biegen (Oder-Spree) auf seinem Nest neben einem Weibchen. (FOTO: DPA)
Ein blauer Storch klappert zur Begrüßung mit seinem Schnabel im brandenburgischen Biegen (Oder-Spree) auf seinem Nest neben einem Weibchen. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Biegen/ddp. - Für Besucher hat das Dorf Biegen im OstenBrandenburgs eigentlich wenig zu bieten. Es ist ein typisches Dorf im Osten mit struppigen Feldrändern und einer Mischung aus alten und neuen Häusern. Seitdem sich vor fast genau einer Woche auf einer Backsteinesse in der Ortsmitte ein blauer Storch niedergelassen hat, ist das 250-Seelen-Dorf zu einem beliebten Ausflugsziel geworden.Fast 50 Menschen tummeln sich zeitweise unterhalb des Schornsteins.«Wir hatten ohnehin nichts zu tun, also sind wir mal hierhergefahren», sagt ein älteres Ehepaar aus Frankfurt an der Oder.

Für einen längeren Aufenthalt in Biegen scheint der blaue Storchaber nicht hinreichend zu sein. «Der sitzt ja nur im Nest», nörgelteine Frau nach rund zwanzig Minuten vergeblichen Wartens auf einehalbwegs interessante Bewegung im Nest. Geduldiger scheinen diezahlreich angereisten Ornithologen sowie die Damen vom Fotoclub ausdem nahen Müncheberg zu sein. «Wir üben von Landschaft bis Portraitalles. Der blaue Storch gibt bestimmt ein paar schöne Bilder», hofftHobbyfotografin Annegret Gathow, die mit ihren Freundinnen dieTeleobjektive auf den Schornstein gerichtet hat.

Weitaus interessanter als der Storch selbst scheint für diemeisten die Frage zu sein, wie der Vogel überhaupt zu seiner blauenFarbe kam. Vom Beschuss mit Farbbeuteln bis zu einem Bad in einerTextilfärberei eines Wüstenstaates reichen die Theorien. Sicher istindes nichts und Aufschluss könnte nur eine spektroskopischeUntersuchung der Federn geben. Doch ein Versuch der örtlichenFeuerwehr, mit Hilfe der Drehleiter eine blaue Feder aus dem Nest zuergattern, verlief erfolglos.

Dass der Storch, der nach Expertenmeinung vermutlich über dieOstroute von Israel über Osteuropa nach Biegen kam, in einer Lachemit alter Farbe badete, würde Storchenexperte Michael Kaatz nichtverwundern. «Störche sind ziemlich anspruchslos, tummeln sich aufMüllkippen ebenso gerne wie in Kloaken», sagt der Leiter derStorchenaufzuchtstation im sachsen-anhaltischen Loburg. Dabei erkenneder Storch nicht, was gut und schlecht für ihn ist.

«Das ist vergleichbar mit Vögeln, die in Ölteppiche geraten. Sieassoziieren mit Wasser nichts Negatives.» Zugleich ist sich derStorchenprofi sicher, dass die blaue Farbe dem Tier nicht dauerhaftanhaften wird. «In spätestens zwei Jahren ist der Storch einmalkomplett durchgemausert und hat ein neues Federkleid», sagt derExperte voraus. Den Rest erledigten Wind und Regen.

Dass es überhaupt solange dauern wird, ist beim Anblick jenerStorchendame, die sich den blauen Storch als Mann auserkoren hat,allerdings eher unwahrscheinlich. Denn durch das heftige Gebalze hatsie bereits einiges von der blauen Farbe ihres Partners abgeriebenund thront nun mit ebenfalls blau getünchtem Kopfgefieder auf derBacksteinesse in Biegen.