1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Borer-Fielding: Borer-Fielding: Botschafter akzeptiert seine Versetzung

Borer-Fielding Borer-Fielding: Botschafter akzeptiert seine Versetzung

11.04.2002, 11:13
Thomas Borer und Frau Shawnea Borer-Fielding
Thomas Borer und Frau Shawnea Borer-Fielding dpa

Bern/Berlin /dpa. - Der 44-jährige Karrierediplomat war am Mittwoch nach Berichtenüber eine angebliche Sex-Affäre mit einer Berlinerin abberufenworden. Die Nachricht von der Abberufung Borers, der mit seinertexanischen Frau Shawne zu einem Medienstar in Deutschland wurde,löste sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ein riesiges Echoaus. Die überwiegende Mehrheit der Schweizer Kommentatoren hält dieVersetzung für gerechtfertigt.

Borer-Fielding und Shawne Fielding hatten in der Vergangenheitdurch viel beachtete und teils unkonventionelle Auftritte undkleinere Skandälchen für Schlagzeilen gesorgt. In der Schweiz hattedies schon mehrfach zu Debatten darüber geführt, wie sich einDiplomat verhalten darf. Borer-Fielding war mehrmals zu Zurückhaltungermahnt worden. In Berlin waren die Eheleute dagegen Society-Lieblinge und fehlten bei keinem bedeutenden Ereignis. Borer sagtedem «Matin», er wisse noch nicht, ob er nach der Versetzung in derVerwaltung bleibe oder einen Posten in der Privatwirtschaft annehmenwerde.

Die Schweizer Tageszeitung «Blick», die gemeinsam mit demSchwesterblatt «SonntagsBlick» den Stein ins Rollen gebracht hatte,schrieb am Donnerstag: «Führen wir die Staatsaffäre Borer auf ihrenwahren Kern zurück. Da hat ein Angestellter (Borer) zwei Mal dieErmahnungen seines Chefs, Außenminister Deiss, in den Windgeschlagen, einen schärferen Trennstrich zwischen Privat- undBerufsleben zu ziehen.»

Die «Basler Zeitung» erhebt dagegen schwere Vorwürfe gegen denVerlag der Zeitung «Blick». Es habe sich um eine inszenierte Kampagnemit dem Ziel gehandelt, Borer abzuschießen, heißt es da. Die «NeueZürcher Zeitung» nennt den Vorgang peinlich und bedauert zugleich,ein Experiment mit neuen Formen der Diplomatie werde vorzeitigabgebrochen.

Die Berliner Gesellschaft sieht dem Abschied der Borer-Fieldingsdagegen teils mit Bedauern entgegen. Berlins RegierenderBürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erklärte: «Ich sage ihm meinehrliches Dankeschön für seine geleistete Arbeit. Er hat einen gutenJob hier gemacht. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft undhoffe, ihn als Privatmann weiterhin in Berlin zu sehen.»

«Berlin ohne Shawne ist wie ein Kuchen ohne Puderzucker», sagteder Managing Director der Columbia Tristar GmbH, Jürgen Schau, der«Berliner Morgenpost». Society-Expertin Isa Gräfin von Hardenbergsagte: «Das ist ein Verlust für Berlin, den ich sehr bedaure.»

Das Ehepaar Borer-Fielding hielt sich weiterhin im Urlaub aufMauritius auf. Der Botschafter, der die Affäre mit der Berlinerinbestreitet, hatte sich zuletzt geweigert, seinen Urlaub zuunterbrechen und zu Gesprächen über die Vorwürfe nach Bernzurückzureisen. 

Der Schweizer Außenminister Joseph Deiss ließ bislang offen, werNachfolger von Borer in Berlin wird. Übergangsweise wird der DiplomatEmanuel Jenni als Geschäftsträger fungieren.