1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Funde bei Bauarbeiten: Blindgänger in Osnabrück: Immer wieder Personen in Sperrzone

Funde bei Bauarbeiten Blindgänger in Osnabrück: Immer wieder Personen in Sperrzone

Kein ruhiger Sonntag für viele Menschen in Osnabrück: Erneut müssen dort Bombenblindgänger entschärft werden. Doch die Arbeit der Kampfmittelexperten verzögert sich immer wieder.

Von dpa Aktualisiert: 09.11.2025, 21:41
Einsatzkräfte kontrollierten Gebäude und Wohnungen im Evakuierungsgebiet.
Einsatzkräfte kontrollierten Gebäude und Wohnungen im Evakuierungsgebiet. Friso Gentsch/dpa

Osnabrück - Mehr als 14.000 Menschen haben in Osnabrück wegen der geplanten Entschärfung von vier Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg ihre Wohnungen verlassen müssen - und konnten bis zum späten Abend nicht zurück.

Weil immer wieder Personen versuchen würden, in das Evakuierungsgebiet einzudringen, habe sich die Arbeit der Kampfmittelexperten schon um mehr als drei Stunden verzögert, teilte die Stadt am Abend mit. „Wir sagen es noch einmal ganz deutlich: Das verzögert die Rückkehr nach Hause für alle 14.250 evakuierten Menschen.“

Am Mittag war die Evakuierung eigentlich abgeschlossen und niemand befand sich mehr im Sperrgebiet um die Fundorte im Osnabrücker Lokviertel, wie die Stadt mitgeteilt hatte. 

Sprengmeister des Kampfmittelbeseitigungsdienstes untersuchten insgesamt vier Verdachtspunkte. Alle stellten sich als Blindgänger heraus. Die drei Fliegerbomben und eine Granate sollten nacheinander entschärft werden. Gegen 17.00 Uhr hieß es: „Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat die 1.000-Pfund-Bombe entschärft. Weiter geht's mit den anderen beiden Bomben und der Granate.“ Wenig später wurde eine 100-Pfund-Bombe entschärft.

Die 500-Pfund-Bombe und die Granate könnten allerdings nicht händisch entschärft werden, sie müssten gesprengt werden, hieß es am späten Abend. Und: „Um die Sprengkraft einzudämmen, müssen aktuell noch größere Mengen Erde bewegt werden, deshalb ist weiterhin Geduld erforderlich.“ Auch nach den Sprengungen bräuchten die Sprengmeister noch etwas Zeit, um zu kontrollieren, ob alles gut gegangen ist.

Die Evakuierung hatte bereits am frühen Morgen begonnen. Zwei Krankenhäuser und eine Altenpflegeeinrichtung stehen in dem Evakuierungsgebiet, auch der Hauptbahnhof ist betroffen. Regional- und Fernverkehrszüge können den Bahnhof nicht anfahren, teilte die Deutsche Bahn mit. 

Mann weigert sich Sperrgebiet zu verlassen

Mitarbeiter der Stadt und Einsatzkräfte der Polizei kontrollierten in den betroffenen Stadtteilen Fledder, Schinkel, Gartlage und Schölerberg Häuser und Wohnungen. Es habe immer wieder Meldungen gegeben, dass noch Menschen im Evakuierungsgebiet waren, sagte ein Stadtsprecher am Vormittag. 

Ein junger Mann wollte nach Angaben der Polizei das Sperrgebiet nicht verlassen – und erklärte das sogar öffentlich im Internet. Polizisten suchten den Mann auf und brachte ihn dann aus dem Evakuierungsgebiet. Da ein Hubschrauber wegen schlechter Wetterbedingungen nicht starten konnte, setzte die Polizei mehrere Drohnenteams ein, um das Gebiet zu überwachen. 

Am frühen Nachmittag meldete sich ein anderer Mann aus einer Wohnung im Sperrgebiet bei der Stadtverwaltung. Er gab an, dass er verschlafen hatte. „Wir geleiten den Langschläfer nun aus dem Evakuierungsgebiet, die Arbeiten ruhen so lange“, teilte die Polizei mit. Ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wurde eingeleitet, dem Mann droht nun ein Bußgeld in Höhe von 300 Euro.

Warum es bereits mehrere Entschärfungen gab

Die Stadt richtete an einer Gesamtschule ein Evakuierungszentrum ein. Bis zum Mittag versammelten sich dort rund 700 Menschen. Die Stadt empfahl zuvor, möglichst bei Bekannten oder Verwandten unterzukommen.

Um das Warten zu erleichtern, stellte die Freiwilligen-Agentur der Stadt zusammen mit Partnern für Betroffene der Evakuierung ein Programm zusammen. So wurden etwa vergünstigte Eintritte in den Zoo und in Museen sowie Führungen durchs Theater angeboten. Die Müllabfuhr präsentierte Interessierten ein Müllsammelfahrzeug samt Mitfahrt und Mülltonnenleerung. 

Die vier Verdachtspunkte für Blindgänger waren bei Bauarbeiten gefunden worden - auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs der Stadt soll ein neues Stadtviertel entstehen. In den vergangenen Monaten hatte es dort immer wieder Funde gegeben. Inzwischen ist es die siebte Evakuierung, wie die Stadt mitteilte.