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Berufsschule Hildesheim Berufsschule Hildesheim: Opfer schildert Details des monatelanges Martyriums

08.02.2004, 15:45
In diesem Materialraum in der Werner-Von-Siemens-Schule in Hildesheim wurden nach Aussagen der Staatsanwaltschaft die Quälereien an einem 18 Jahre alten Schüler ausgeübt. (Foto: dpa)
In diesem Materialraum in der Werner-Von-Siemens-Schule in Hildesheim wurden nach Aussagen der Staatsanwaltschaft die Quälereien an einem 18 Jahre alten Schüler ausgeübt. (Foto: dpa) dpa

Hildesheim/dpa. - Der Pädagoge habe die gesamte Klasse etwa zum Metallschneiden indas Materiallager geschickt, sagte der 17-Jährige der Zeitung. Der Lehrer habe keine Kontrollgänge unternommen. Wenn ein anderer Lehrer sich während des Unterrichts zu Schreibarbeiten in einen anderen Raum zurückgezogen habe, sei er von seinen Mitschülern ebenfalls misshandelt worden, berichtete der Jugendliche.

Bis auf einen Klassenkameraden sollen sich alle elf Schüler derKlasse an den Prügeleien beteiligt haben. Unterdessen wurde nach der Serie von Misshandlungen ein fünfter Jugendlicher festgenommen. EinSprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte entsprechende Angaben derZeitung. Der Schüler sollte dem Haftrichter vorgeführt werden.

Begonnen hatten dem 17-Jährigen zufolge die Misshandlungen, als erals Neuer in die Klasse gekommen ist. «Zwei Wochen nach denHerbstferien haben sie angefangen, mich zu schlagen.» Mit Knuffen anden Kopf, Boxhieben an den Oberarm und ständigen Tritten habe esbegonnen. Er sei Außenseiter gewesen. «Der harte Kern, der kanntesich halt schon.»

Später habe er unter Androhung von Schlägen sogar Zigaretten essenmüssen. Zu Hause habe er von den schrecklichen Erlebnissen nichtserzählt. Auch bei seinem besten Freund habe er ausweichend reagiert,wenn dieser gefragt habe, was denn in der Schule los sei. «Ichprügel' mich öfter mal», habe er geantwortet. Warum er geschwiegenhabe, wisse er nicht. Aus «Angst wahrscheinlich», sagte der 17-Jährige.

Die monatelangen Misshandlungen waren vor wenigen Tagen bekanntgeworden. Der 17-Jährige musste sich auch vor laufender Videokameraausziehen und seinen geschundenen Körper präsentieren. Die Aufnahmender Quälereien veröffentlichten die Schüler im Internet.

Gewaltvideos aus den USA wie «Bum Fights» könnten nach Ansicht derErmittler Pate bei den jüngsten Misshandlungen an deutschen Schulengestanden haben. Im Hildesheimer Fall seien die Ermittler auf solchebrutalen Videos gestoßen, schreibt das Magazin «Focus». Mitschülerwürden immer wieder diese Filme nennen. «Die wollten das wohlnachmachen», sagte ein 19-Jähriger. In «Bum Fights» prügeln sichObdachlose und Drogenabhängige gegen Honorar.

Bei einer Pressekonferenz in der Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim sprechen am Dienstag (03.02.2004) v.l. Alfons Hilbig, Abteilungsleiter berufliche Grundbildung, Schuldirektor Hans-Hermann Sölter und die Schulsozialpädagogin Rosi Fellendorf über die Vorwürfe, dass ein 18 Jahre alter Schüler im Beisein von Klassenkameraden über Wochen misshandelt worden sein soll. (Foto: dpa)
Bei einer Pressekonferenz in der Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim sprechen am Dienstag (03.02.2004) v.l. Alfons Hilbig, Abteilungsleiter berufliche Grundbildung, Schuldirektor Hans-Hermann Sölter und die Schulsozialpädagogin Rosi Fellendorf über die Vorwürfe, dass ein 18 Jahre alter Schüler im Beisein von Klassenkameraden über Wochen misshandelt worden sein soll. (Foto: dpa)
dpa
Berufsschüler verlassen die Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim. In der Lehranstalt soll ein 18-Jähriger über Monate hinweg von vier seiner Mitschüler misshandelt worden und dabei gefilmt worden sein. (Foto: dpa)
Berufsschüler verlassen die Werner-von-Siemens-Schule in Hildesheim. In der Lehranstalt soll ein 18-Jähriger über Monate hinweg von vier seiner Mitschüler misshandelt worden und dabei gefilmt worden sein. (Foto: dpa)
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