Berufsschule Hildesheim Berufsschule Hildesheim: Opfer schildert Details des monatelanges Martyriums

Hildesheim/dpa. - Der Pädagoge habe die gesamte Klasse etwa zum Metallschneiden indas Materiallager geschickt, sagte der 17-Jährige der Zeitung. Der Lehrer habe keine Kontrollgänge unternommen. Wenn ein anderer Lehrer sich während des Unterrichts zu Schreibarbeiten in einen anderen Raum zurückgezogen habe, sei er von seinen Mitschülern ebenfalls misshandelt worden, berichtete der Jugendliche.
Bis auf einen Klassenkameraden sollen sich alle elf Schüler derKlasse an den Prügeleien beteiligt haben. Unterdessen wurde nach der Serie von Misshandlungen ein fünfter Jugendlicher festgenommen. EinSprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte entsprechende Angaben derZeitung. Der Schüler sollte dem Haftrichter vorgeführt werden.
Begonnen hatten dem 17-Jährigen zufolge die Misshandlungen, als erals Neuer in die Klasse gekommen ist. «Zwei Wochen nach denHerbstferien haben sie angefangen, mich zu schlagen.» Mit Knuffen anden Kopf, Boxhieben an den Oberarm und ständigen Tritten habe esbegonnen. Er sei Außenseiter gewesen. «Der harte Kern, der kanntesich halt schon.»
Später habe er unter Androhung von Schlägen sogar Zigaretten essenmüssen. Zu Hause habe er von den schrecklichen Erlebnissen nichtserzählt. Auch bei seinem besten Freund habe er ausweichend reagiert,wenn dieser gefragt habe, was denn in der Schule los sei. «Ichprügel' mich öfter mal», habe er geantwortet. Warum er geschwiegenhabe, wisse er nicht. Aus «Angst wahrscheinlich», sagte der 17-Jährige.
Die monatelangen Misshandlungen waren vor wenigen Tagen bekanntgeworden. Der 17-Jährige musste sich auch vor laufender Videokameraausziehen und seinen geschundenen Körper präsentieren. Die Aufnahmender Quälereien veröffentlichten die Schüler im Internet.
Gewaltvideos aus den USA wie «Bum Fights» könnten nach Ansicht derErmittler Pate bei den jüngsten Misshandlungen an deutschen Schulengestanden haben. Im Hildesheimer Fall seien die Ermittler auf solchebrutalen Videos gestoßen, schreibt das Magazin «Focus». Mitschülerwürden immer wieder diese Filme nennen. «Die wollten das wohlnachmachen», sagte ein 19-Jähriger. In «Bum Fights» prügeln sichObdachlose und Drogenabhängige gegen Honorar.

