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Berlin Berlin: Touristen staunen am Hackeschen Markt

Von Hans-Rüdiger Bein 15.07.2007, 14:24
Der Riesenbambus in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte. Gut 20 Meter lang, etwa sechs Meter breit und bis zu 15 Meter hoch erstreckt sich das Naturphänomen. (Foto: dpa)
Der Riesenbambus in der Rosenthaler Straße in Berlin-Mitte. Gut 20 Meter lang, etwa sechs Meter breit und bis zu 15 Meter hoch erstreckt sich das Naturphänomen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Gut 20 Meter lang, etwa sechs Meter breit und bis zu 15Meter hoch erstreckt sich das Naturphänomen. «Ja, viele unsererKunden sind total perplex und glauben kaum, dass es hier in der Stadtso eine grüne Oase geben kann», berichtet Managerin Miriam Klugmannvom benachbarten Hugo-Boss-Geschäft.

Landschaftsgärtner Norbert Lehmann, der die gigantische Pflanzepflegt, sagt auch, dass «es weit und breit im Lande nichtsVergleichbares gibt». Dabei war der Bambus (Bambuseae) vor anderthalbJahren ziemlich klein, ein paar mickrige Meter hoch und in denmeisten Teilen so gut wie tot. «Der Winter vor zwei Jahren mitFrostperiode und langer Trockenzeit danach hat der Pflanze schwerzugesetzt», erzählt Lehmann. Aber ein klug angelegtes System derBewässerung hat den Bambus gerettet und ihm in der zweiten Generationungeahnte Kräfte gegeben. Eine Art unterirdisches Tropfsystembewässert das Wurzelwerk drei Stunden täglich.

«Als der Bambus ziemlich weit abgestorben war, haben wir ausItalien ein paar neue Pflanzen angesetzt», sagte Gärtner Lehmann. Mitder guten Versorgung und dank des milden Winters und warmen Frühjahrssei die Pflanze dann regelrecht «explodiert». Der Bambus sei soschnell gewachsen, dass man fast dabei zusehen konnte, fast einenhalben Meter am Tag, in lichte Höhen in wenigen Wochen. Fastschaudernd berichtet Miriam Klugmann von «Foltermethoden mit Bambus».Die so genannten Rhizome schießen so schnell und kraftvoll aus demBoden, dass im frühen China Verurteilte auf den Boden gefesselt undvon den Stäben durchbohrt wurden.

Solche gruseligen Geschichten und Gerüchte raunen sich immerwieder auch japanische Touristen zu, die dank der Hinweise aus einemStadtführer häufig den Hinterhof am Hackeschen Markt aufsuchen undden Riesenbambus auf Millionen Foto-Pixel bannen. «Das Interesse istschon toll, die Leute freuen sich einfach über den schönen undseltenen Anblick», sagt Gärtner Lehmann. Am Abend lockt die von untenangestrahlte Attraktion noch mehr Passanten in den Hof, in dem auchein Café zum Verweilen einlädt.

Ihn selbst freut am meisten die Gesundheit des Riesenbambus, sagtLehmann. «Der Schädlingsbefall ist ganz gering, auch diegefährlichsten Feinde, die Blattläuse, können ihm kaum etwasanhaben.» In Schach gehalten wird die wuchsfreudige Pflanze durchseitlich angelegte so genannte Rhizom-Sperren. Sonst würden dieTriebe bald das ganze Stadthaus zudecken und kein Gast oder Käuferkäme mehr durch den einzigartigen Großstadt-Dschungel durch.