Bewerbung um Olympia Berlin startet ins Olympia-Rennen: „Keine One-Man-Show“
Berlin will mit vier Partnerländern Olympia nach Deutschland holen. Überlegungen, wo welche Wettkämpfe stattfinden könnten, gibt es. Ein Bündnis plant ein Volksbegehren gegen die Bewerbung.

Berlin - Beachvolleyball, während hinter dem Brandenburger Tor die Sonne untergeht. Der Marathon über die pittoreske Museumsinsel und ein Olympisches Dorf für mehr als 16.000 Sportler und Sportlerinnen. Die Stadt Berlin und ihre vier Partner haben einen vielversprechenden Vorgeschmack geliefert, wie Olympia in Deutschland aussehen könnte. „Es geht um eine riesengroße Chance. Eine Chance für den Sport, eine Chance für Berlin, eine Chance für Deutschland“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner bei der Präsentation des Grundkonzepts im Olympiastadion.
Gemeinsam mit Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein will Berlin Olympia nach Deutschland holen. „Berlin+“ heißt das Konzept, das die Hauptstadt als Hauptaustragungsort vorsieht. „Wir ergänzen uns mit den vorhandenen Sportstätten. Genau das macht die Nachhaltigkeit aus. Mehr als 90 Prozent der Sportstätten sind heute schon vorhanden und können temporär errichtet werden“, sagte Berlins Sportsenatorin Iris Spranger (SPD).
Offen blieb weiter, ob man sich für die Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewirbt. „Wir machen es so lange, bis es klappt“, kündigte der Sächsische Staatsminister des Innern, Armin Schuster, an.
Turnen in Leipzig, Segeln in Kiel?
Eine Bewerbung um Olympische Spiele und Paralympics planen neben Berlin noch München, Hamburg und Nordrhein-Westfalen mit der Region Rhein und Ruhr. „Berlin+ ist das einzige wahre Gemeinschaftswerk“, erklärte Schuster. Und auch Spranger betonte, dass man keine „One-Man-Show wie im Süden“ anstrebe.
Konkrete Überlegungen für Wettkampforte gibt es bereits im Grundkonzept. Segeln in Kiel oder Warnemünde, Kanu und Rudern auf der Regattastrecke Beetzsee in Brandenburg an der Havel. Golf in Bad Saarow, Rugby im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Gewichtheben, Fechten, Turnen und Kanuslalom in Leipzig.
Wie geht es nun weiter?
Die jeweiligen Bewerbungskonzepte werden bis Ende September vom Deutschen Olympischen Sportbund geprüft. Zulässige Bewerbungen sollen Ende des Jahres bei der DOSB-Mitgliederversammlung vorgestellt werden. Die finale Entscheidung über den deutschen Bewerber soll bis Herbst 2026 getroffen und dann noch von den DOSB-Mitgliedern abgesegnet werden.
Zuletzt waren die Anläufe von München für die Winterspiele 2022 und Hamburg für die Sommerspiele 2024 am Nein der Einwohner gescheitert. In Berlin soll es wohl keine Volksentscheidung über die Olympia-Bewerbung geben. Es gehe um einen Dialog miteinander, nicht einfach nur 'ja' oder 'nein', betonte Spranger erneut. Schon im Vorjahr habe man daher mit Dialogveranstaltungen begonnen.
Der Manager der BR-Volleys, Kaweh Niroomand, forderte den Berliner Senat im rbb24-Inforadio auf, mehr zu tun, um die Menschen für die Bewerbung zu gewinnen. Der Berliner Landessportbund (LSB) hatte angekündigt, die Einleitung einer sogenannten Volksinitiative zu prüfen.
Was sollen die Spiele kosten?
Zu den möglichen Kosten hielt sich Spranger bedeckt. „Wir haben jetzt im Haushalt 500.000 Euro drin. Dieses Geld in Berlin verwenden wir in erster Linie, um Dialogveranstaltung zu machen. Um in die Gesellschaft reinzugehen“, sagte die SPD-Politikerin. Außerdem rechne man fest mit der finanziellen Unterstützung des Bundes.
Kritik kam prompt von den Grünen. „Es darf nicht passieren, dass das IOC hohe Gewinne einfährt, während die Austragungsorte am Ende auf den Kosten sitzen bleiben. Wir blicken kritisch auf die strukturellen Probleme, die mit Olympischen Spielen verbunden sind, und fordern eine offene Debatte sowie eine transparente Kosten-Nutzen-Abwägung“, erklärte Clemens Rostock, Landesvorsitzender der Brandenburger Bündnisgrünen.
Initiative will Olympia mit Volksbegehren verhindern
Noch bevor die Pläne offiziell vorgestellt wurden, war eine hitzige Debatte um die Olympia-Bewerbung in vollem Gange. So lehnen die Berliner Grünen eine Bewerbung Berlins weiterhin ab. Es gebe kein sinnvolles Konzept zur Finanzierung und die Berliner würden nicht von möglichen Investitionen profitieren, sagte der Co-Fraktionsvorsitzende Werner Graf.
Die Initiative „NOlympia Berlin“ will Olympische Spiele in Berlin verhindern und kündigt ein Volksbegehren gegen die Austragung der Spiele an. Für einen erfolgreichen Antrag müssen 20.000 gültige Unterschriften nachgewiesen werden. In einem zweiten Schritt müssten dann etwa 170.000 Berliner gegen das Vorhaben abstimmen. Dann kommt es zum Volksentscheid, bei dem Berliner für oder gegen die Spiele in Berlin abstimmen können.